Wenn man an einer Schule für Hexerei und Zauberei ist, dann befasst man sich eben vor allem mit Magie. Insofern beschrieb ich bereits im ersten Kapitel dieser Adaption, wie die Magie mit Turbo-Fate abgebildet werden kann. Das war allerdings sehr knapp und ich habe über die letzten Jahre einige Erfahrungen gesammelt dazu, welche Verständnisprobleme sich da ergeben können. Vor allem für Spieler mit Rollenspielerfahrung ist der etwas andere Ansatz von Turbo-Fate unintuitiv, weil sie ganz andere Zauberregeln gewohnt sind. Neulinge tun sich hier tatsächlich oft leichter. Deshalb gehe ich in diesem Artikel genauer darauf ein, wie die Magie des Potterversums sehr gut mit Turbo-Fate abgebildet werden kann.
In vielen Punkten sind die Harry-Potter-Romane eigentlich Jugenddetektivgeschichten – die jugendlichen Protagonisten müssen ein Geheimnis lösen, um (ohne die Erwachsenen) die Lage zu retten.
Die bisherigen Artikel in dieser Reihe basierten stets auf der Annahme, die Spielercharaktere wären Drittklässler. Dies schien mir der vielfältigste Einstieg zu sein. Die Figuren sind auf dem Weg durch die Pubertät und durchlaufen also interessante Wandlungen. Sie dürfen zu ersten Mal nach Hogsmeade, sind also nicht mehr komplett auf Hogwarts beschränkt. Außerdem beginnen sie in der dritten Klasse ihre Wahlkurse, sodass sie sich auch in ihren Fähigkeiten ausweiten, wodurch Charaktere sich mehr unterscheiden können. Und zu guter Letzt hat man noch ein paar Jahre Hogwarts vor sich, falls man eine längere Kampagne spielen möchte.
„Put a sock in it! I don’t care who does what to your Hershey highway. And stop shouting, I’m not deaf! You know why you are shouting? Because it’s in the script. You’re the comic relief. Yes. And you know what else? I am the hero. SO SHUT UP!“
„Take my love
Take my land
Take me where I cannot stand
I don’t care
Auch wenn viele Rollenspieler sie als eine Art seltsames Überbleibsel der Frühzeit ihres Hobbys sehen, ist sie doch nicht tot zu kriegen: die Zufallsgenerierung. Offenbar schätzen viele Spieler die Gelegenheit, zumindest zur Abwechslung mal eine Figur zu verkörpern, bei deren Erstellung sie nicht alle Fäden in der Hand hielten. Vielleicht mögen sie die Herausforderung, vielleicht wollen sie überrascht werden, vielleicht möchten sie aber auch einfach über ihre bisherigen Grenzen hinauswachsen und neue Wege gehen, auf die sie sonst nicht gekommen wären. Oder es hilft ihrer Immersion, wenn die Figur nicht nach Wunsch ist, denn die eigenen Begabungen, Talente und sozialen Umstände kann sich ja niemand bei der Geburt aussuchen.
„There are only two tragedies in life. One is not getting what you want, the other is getting it.“
– Lord of War, Yuri Orlov
Das Kind muss einen Namen haben. Aber gerade das fällt vielen Rollenspielern schwer. Wie kommt man auf einen guten Namen für einen Spielercharakter oder NSC? Erstrecht, wenn dieser aus einer fremden Kultur oder gar fiktiven Welt stammen soll?
„Hallo, liebe Leute, von A bis Z, von 1 bis 100, von Norden bis Süden, von Osten bis Westen!“
– Hallo Spencer
„Es gibt auf Abenteuer ausgehende Geister, die ihre Ideen nur vom Zufall erwarten und empfangen.“
– Joseph Joubert, Gedanken, Versuche und Maximen
Gelegentlich finden meine Mitmenschen eine geschickte Methode, mich als schwer zu bezeichnen. Wenn zum Beispiel ein Holzdübel nach unten in eine Bohrung geschoben werden soll, bitten sie um meine Hilfe mit dem Argument, ich sei stärker. Das ist zwar richtig, aber egal. Die maximale Kraft, die ich nach unten aufwenden kann, ist gleich meiner Gewichtskraft. Alles, was darüber hinaus geht, drückt nicht den Dübel nach unten, sondern hebt mich in die Luft. Dass ich besser als meine Frau darin bin, Sachen nach unten zu drücken, liegt daran, dass ich schwerer bin als sie.
Folgt aus großer Macht große Verantwortung?
„With great power comes great responsibility.“
– Onkel Ben zu Peter Parker, Spider-Man (2002)
Es ist vielleicht ironisch, dass einer der am häufigsten zitierten Sätze aus den Comic-Verfilmungen der letzten Jahrzehnte einer ist, der sich mit Moral befasst. Denn dieses Thema wird von dem Genre doch eher stiefmütterlich behandelt – da sterben hunderte von Zivilisten in jedem Film als Kollateralschaden, ohne dass groß darüber gesprochen würde. Wenn es irgendwann vorkam, dass jemand Bruce Wayne oder Clarke Kent zur Schnecke machte, weil ihre ständige Weigerungen, ihren jeweiligen Nemesis zu töten, immer wieder unschuldige Opfer hervorbringt; dann muss mir dieser Moment entgangen sein. Der Superheld im Film zumindest wird nie gefragt, was ihn eigentlich berechtigt, sich über das Gesetz zu stellen. Erstrecht, wenn seine „Gerechtigkeit“ häufig so fragwürdig ist, wie den Joker am Leben zu lassen.
Unsere Harry-Potter-Adaption für Turbo-Fate ist weiterhin einer der erfolgreichsten Texte auf diesem Blog. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die Rowlings Zauberwelt mit Begeisterung erlebten.
„Shallow men believe in luck, believe in circumstances. […]
Strong men believe in cause and effect.“
– Ralph Waldo Emerson, The Conduct of Life