Tianxia #20: Samurai – Tenka – Eine Medienliste

Blut auf weißer Seide
Ob es sich jetzt um Yojimbo, Zatoichi oder Mugen dreht: Samuraikino ist Heldenkino. In dieser Hinsicht sind sich chinesischer und japanischer Kampfkunstfilm durchaus einig. Was man im Chanbara aber gemeinhin als Held bezeichnet, unterscheidet sich in beiden Spielarten des Kampfkunstfilms aber durchaus. Natürlich, beide treten für das Gute ein. Beide schützen die Schwachen. Und beide folgen dem Ideal des ehrenhaften, opferbereiten Kriegers. Und doch ist der Chanbara-Held insgesamt eine ganz andere Kante als der Xia chinesischer Prägung.

Sobald die Schwerter gezogen werden, zeigt sich der wohl offensichtlichste Unterschied zwischen Wuxia und Chanbara: Wo Wuxia-Helden durch die Luft wirbeln und magische Kung-Fu-Kräfte ins Feld führen, bleibt der Chanbara-Held am Boden der Tatsachen. Keine gewagten Sätze über Tische und Stühle, kein Emporkraxeln an Hauswänden: Wenn ein Samurai sich nicht gerade einer großen Gruppen an Gegnern gegenübersieht, kämpft er erstaunlich stationär.

Am Ende ist es meist nur ein einziger, pragmatischer Schwertstreich der zu einem Abschluss des Kampfes führt. In vielen Wuxia-Filme, geht einem solchen finalen Treffer ein minutenlanger Schlagabtausch hohen Schauwerten voraus. Bei „Tiger und Dragon‟ zum Beispiel sind die Kämpfe derart ästhetisiert, dass kaum ein Tropfen Blut fließt: Als Jen von Shu Lian beim Kampf in der Trainingshalle verwundet wird, ist ihr das nur ein kurzes Stirnrunzeln wert – und der Kamera kein Bild mit der Wunde. Ihr Gewand bleibt makellos weiß. Kein Vergleich zu Akira Kurosawas „Sanjuro‟, wo nach einem einzigen Treffer ganze Fontänen des Lebenssaftes aus dem Leib des Gegners schießen – ein äußerst beliebtes Motiv im Chanbara-Film, der in den letzten Jahrzehnten in puncto Blutigkeit nochmal ein paar Gallonen nachgekippt hat.

Damit der Samurai das Rot aber übers Frame spritzen lassen kann, muss der Schlag natürlich auch sitzen. Überhaupt greift ein Chanbara-Held in der Regel weniger beherzt an, als sein chinesischer Kollege. Zumindest wenn es um Zweikämpfe geht. Dem eigentlichen Klingenkreuzen geht eine lange Phase voraus, in der die Duellanten sich gegenseitig beobachten. Sie bewegen sich parallel zu einander, umtänzeln sich. Stechender Augenkontakt. Dann aufeinander zu! Klinge trifft Klinge oder Klinge trifft Fleisch. Im ersten Fall geht das Prozedere wieder von vorne los. Im anderen Fall… wird es kurz sehr rot auf dem Frame. Wer einen solchen Kampf einmal in seiner ganzen eindringlichen Pracht sehen will: Masaki Kobayashis Film „Harakiri‟ liefert bei der Duellszene zwischen Hikokuro und Hanshirō einfach ab!

Wer jetzt einen Samurai in eine Tianxia-Runde einbringen möchte, aber trotzdem an Bambusbäumen hochlaufen und Blitze aus seinem Schwert schießen will, der sei beruhigt: Präzedenzfälle dafür gibt es inzwischen zuhauf. In Samurai-Anime wie „Rurouni Kenshin‟, „Samurai Champloo‟ oder „Sword of the Stranger‟ sind die Kämpfe zum Beispiel weitaus bewegungsintensiver. Moderne Fantasy-Samurai-Streifen wie „47 Ronin‟ setzen trotz Kimonos und Katanas ebenfalls mehr auf Wuxia-Choreographien als auf die One-Hit-Wonders aus dem Chanbara der 60er Jahre. Und dann gäbe es ja auch noch „Zatoichi Meets the One Armed Swordsman‟, ein amtliches Wuxia-Chanbara-Crossover, wo sich zwei berühmte Genre-Helden gegenübertreten. Also, alles kann!

Spielfilm

  • Rashōmon (1950, Akira Kurosawa)
  • Die Sieben Samurai (1954, Akira Kurosawa)
  • Samurai Trilogy (1954-1956, Hiroshi Inagaki)
  • Das Schloss im Spinnwebwald (1957, Akira Kurosawa)
  • Die verborgene Festung (1958, Akira Kurosawa)
  • Yojimbo: Der Leibwächter (1961, Akira Kurosawa)
  • Budda (1962, Kenji Misumi, nicht wirklich ein Chanbara, aber Vollständigkeit zählt)
  • Harakiri (1962, Masaki Kobayashi)
  • Sanjuro (1962, Akira Kurosawa)
  • The Tale of Zatoichi (1962, Kenji Misumi)
  • Ken (1964, Kenji Misumi, ein Kendo-Film)
  • Three Outlaw Samurai (1964, Hideo Gosha)
  • Zatoichi and the Chess Expert (1965, Kenji Misumi)
  • The Sword of Doom (1966, Kihachi Okamoto)
  • Kill! (1968, Hideo Gosha)
  • Sword of the Beast (1968, Hideo Gosha)
  • Goyokin (1969, Hideo Gosha)
  • Hitokiri (1969, Hideo Gosha)
  • Red Sun (1971, Terence Young)
  • Zatoichi and the One-Armed Swordsman (1971, Kimiyoshi Yasuda)
  • Hanzo, the Razor (1972, Kenji  Misumi)
  • Okami: Das Schwert der Rache (1972, Kenji Misumi, die “Lone Wolf and Cub”-Verfilmung)
  • Okami: Am Totenfluss (1972, Kenji Misumi)
  • Okami: Der Wind des Todes (1972, Kenji Misumi)
  • The Last Samurai (1974, Kenji Misumi, die japanische Vorlage des Hollywood-Films)
  • Kagemusha – Der Schatten des Kriegers (1980, Akira Kurosawa)
  • Ran (1985, Akira Kurosawa)
  • Ghost Dog (1999, Jim Jarmusch; ein amerikanischer Auftragskiller folgt dem Bushido)
  • Samurai der Dämmerung (2002, Yōji Yamada)
  • Zatoichi: Der blinde Samurai (2003, Takeshi Kitano)
  • Das verborgene Schwert (2004, Yōji Yamada)
  • Love and Honor (2006, Yōji Yamada)
  • 13 Assassins (2010, Takashi Miike)
  • Harakiri (2011, Takashi Miike)
  • Rurouni Kenshin (2012, Keishi Ōmoto)
  • Blade of the Immortal (2017, Takashi Miike, Jubiläum: 100ster Film)

Animation

  • Rurouni Kenshin (TV, 1996, Studio Gallop / Studio Deen)
  • Rurouni Kenshin: The Movie (1997, Studio Gallop)
  • Rurouni Kenshin: Trust & Betrayal (2000, Studio Deen)
  • Samurai Deeper Kyo (2002, Studio Deen)
  • Samurai 7 (2004, Gonzo)
  • Samurai Champloo (2004, Manglobe)
  • Gintama (2006, Sunrise)
  • Afro Samurai (2007, Gonzo)
  • Shigurui (2007, Studio Madhouse)
  • Sword of the Stranger (2007, Bones)
  • Blade of the Immortal (2008, Bee Train)
  • Afro Samurai: Resurrection (2009, Gonzo)
  • Sengoku Basara: Samurai Kings (2009, Production I.G)
  • Hakuōki (2010, Studio Deen)
  • Saraiya Goyō (2010, Manglobe)
  • Kubo: Der tapfere Samurai (2016, Travis Knight)

Comic und Manga

  • Lone Wolf and Cub (1970, Kazuo Koike)
  • Blade of the Immortal (1993, Hiroaki Samura)
  • Rurouni Kenshin (1994, Nobuhiro Watsuki)
  • Vagabond (1998, Takehiko Inoue)
  • Samurai Deeper Kyo (1999, Akimine Kamijō)
  • Okko (2005, Hub)

Spiel

  • Samurai Showdown (1993, SNK)
  • Onimusha: Warlords (2001, Capcom)
  • Throne of Darkness (2001, Click Entertainment)
  • Masamune: The Demon Blade (2009, Vanillaware)
  • Kagematsu (2010, Cream Alien Games / System Matters)
  • Legend of the Five Rings: 4te Edition (2010, Fantasy Flight Games)
  • Total War: Shogun 2 (2011, Creative Assembly)
  • Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence (2013, Tecmo Koei)
  • Samurai Warriors 4 (2014, Tecmo Koei)
  • Shadow Tactics: Blades of the Shogun (2016, Mimimi Productions)

 


Tenka, die grobe Übersetzung für Tianxia ins japanische.
Tenka ist die Überschrift einer Artikelreihe die sich mit dem Gedanken befasst die Tianxia-Regeln für japanisch inspirierte Hintergrundwelten zu nutzen.
Wer an Legends of the Five Rings mit Fate Regeln denkt ist hier also goldrichtig.
Hier findest du alle früheren Blog-Artikel zu Tianxia und hier alle zur Themenserie Tenka.

 


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