Eagle Eyes #8 – Mehr zu den römischen Ständen

Eagle Eyes – In den Schatten Roms bietet bereits einige Informationen zu den verschiedenen Schichten, die das römische Alltagsbild prägen. In diesem Artikel stellen wir weitere Informationen zu den Ständen zur Verfügung und bieten Fragen, mit denen ihr den Hintergrund eurer Charaktere ausbauen könnt. Sie sollen aber nicht als eine Liste verstanden werden, die ihr abarbeiten sollt. Vielmehr sollen sie als Ideengeber und -ansatz dienen. Vergesst nicht, dass ihr wahrscheinlich die meiste Zeit in Rom spielen werdet. Ihr wohnt und lebt hier vielleicht schon seit eurer Geburt, habt Freunde und vielleicht auch Feinde, eine Familie und einen Beruf und Fate bietet euch die Möglichkeit, Rom zu eurer Stadt zu machen.

 

Um euch darauf einzustimmen, lest euch die Fragen durch, beantwortet diejenigen, die euch interessieren und denkt euch selber welche aus. Macht aus den Antworten Aspekte, Stunts und Charakterhintergründe. In einem späteren Artikel bieten wir noch Quellenmaterial, das ihr ruhig zur Hand nehmen solltet, oder stöbert durch Wikipedia oder andere Seiten, die sich mit dem antiken Rom beschäftigten. Aber Vorsicht, der Autor dieser Zeilen spricht aus eigener Erfahrung, wenn er schreibt, dass man sich sehr schnell in den interessanten Fakten und Geschichten verliert.

 

Nehmt alles mit, was ihr kriegen könnt, und reizt die Spielmechaniken von Fate aus, um die tollsten Sachen ins Spiel einzuführen und für alle am Spieltisch erlebbar zu machen.

 

Wir beginnen mit dem Patrizier und dem Legionär. Um das Ganze etwas übersichtlicher zu gestalten, folgt bald der zweite Artikel mit Plebejern, Ausländern und Sklaven.

 

Patrizier

Die alten Patrizierfamilien nahmen für sich in Anspruch, von den Gründern Roms abzustammen oder zumindest von denen, die sich kurz danach angesiedelt hatten. Zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms starben diese großen Familien immer weiter aus. Dies lag daran, dass ihre Schicht immer weniger Nachkommen hervorbrachte. Zudem wog jeder durch Kriege und Ächtung verursachte Tote doppelt schwer. Eine Hauptschuld daran trug die um sich greifende Unfruchtbarkeit in diesem Stand. Waren es zu Beginn der Republik noch 50 bis 60 Patriziergeschlechter, schrumpfte ihre Zahl bis zum Ende der Republik auf etwa ein Dutzend. Aus diesem Grund suchte man nach Möglichkeiten, alte Familien zu stärken oder frisches Blut in diesen Stand einzuführen, und die einst so unüberbrückbaren Grenzen wurden zusehends aufgeweicht.

Wie ist der familiäre Stand:

  • Welcher Tätigkeit geht der Charakter offiziell nach?
  • Stammt er aus einer der wenigen, noch blühenden Patrizierfamilien oder stirbt sein Familienzweig aus?
  • Hat seine Petitio Videtur vielleicht mit der Aufrechterhaltung des alten Glanzes zu tun, mit dem der Charakter dieses Schicksal verhindern möchte?
  • Ist seine Familie alteingesessen oder wurde er erst kürzlich in den Patrizierstand erhoben?
  • Wie ist das Ansehen seiner Familie in der Gesellschaft?

 

Natürlich spielt auch die Politik eine wichtige Rolle:

  • Ist der Charakter politisch aktiv?
  • Hat er Verbindungen zum Senat?

 

Die aussterbenden Patrizierfamilien bieten zudem Material für spannende Geschichten:

  • Was passiert mit den Vermögenswerten und Machtbefugnissen, wenn endlich auch der letzte einer der großen Familien das Zeitliche segnet?
  • Wenn die Götter das Flehen erhört haben und der lang ersehnte Erbe doch noch geboren wurde, trägt dieser dann tatsächlich das Blut der Familie in sich? Warum hat man die Haussklavin schon lange nicht mehr gesehen?
  • Zu was sind Patrizier fähig, wenn es um ihre Familie und allem voran um ihr Vermächtnis geht?

 

Legionär

Vorweg soll noch kurz erwähnt werden, dass sich die Legion selbst über die Zeit der römischen Republik stark verändert hat. An dieser Stelle soll der Stand betrachtet werden, den sie zum Ende der Republik besaß.

 

Es war nicht so einfach, Legionär zu werden. Ein Anwärter musste körperlich gesund, kräftig und schlank sein und zudem lesen und schreiben können. Früher war zudem auch noch das eigene Vermögen wichtig (der Soldat musste für seine Ausrüstung selbst aufkommen und danach richtete sich auch, in welchem Bereich er eingesetzt wurde). Da aber dringend neue Legionäre benötigt wurden, kam es zu einer umfangreichen Heeresreform. Eine wichtige Änderung war, dass nun der Staat für die Ausrüstung aufkam. Außerdem erhielten die Soldaten nach ihrem Ausscheiden ein Stück Land als Altersversorgung.
Die Soldaten trugen immer ihren Cingulum militare (Kriegsgürtel). Damit zeigten sie ihre Zugehörigkeit zum Militär, selbst wenn sie unbewaffnet und nur in alltäglicher Kleidung unterwegs waren. Dieser war entweder ein mit Bronzeplättchen verzierter Hüftgürtel oder später zwei sich kreuzende und um die Hüfte gebundene Lederriemen. Er soll hier besonders erwähnt werden, denn der Verlust dieses Gürtels stellte für den betreffenden Soldaten einen enormen Ehrverlust dar und nicht selten gingen Soldaten auch mal mit Gewalt bei ihrer Suche nach dem Gürtel vor. Hatte ein Soldat sich etwas zu Schulden kommen lassen, wurde der Gürtel so lange konfisziert, bis er wieder rehabilitiert war. Bei einer unehrenhaften Entlassung wurde der Gürtel dauerhaft einbehalten.

 

Zudem zählten zur Bewaffnung der Legionäre ein Dolch (pugio) und ein kurzes Schwert (gladium) für den Nahkampf sowie ein Wurfspeer (pilum).

 

Bei einem Legionär als Charakter stellt sich zudem die Frage, wie er Teil der Spielergruppe sein kann. Die meisten noch im Dienst befindlichen Legionäre waren weit von Rom entfernt eingesetzt.

 

Warum befindet er sich in Rom:

  • Ist er in Rom eingesetzt?
  • Hat er gerade Heimaturlaub?
  • Hat er seinen langjährigen Dienst bereits abgeschlossen?
  • Befindet er sich noch in der Ausbildung?
  • Ist er aus einem anderen Grund in Rom?

 

Auch könnte interessant sein, welchen Rang der Charakter bekleidet(e):

  • Probatus (Rekrut)
  • Miles Gregarius oder Miles Legionarius (einfacher Soldat)
  • Immunis (erlangt durch besondere Fähigkeiten oder besonderen Einsatz, befreit von normalen Arbeiten)
  • Sesquiplicarius (anderthalber Soldempfänger)
  • Duplicarius (doppelter Soldempfänger)

 

Zudem sind noch folgende Principales (Offiziere) und Aufgaben möglich:

  • Cornix (Signalbläser)
  • Tesserarius (Wachhabender)
  • Optio (Stellvertreter des Centurio)
  • Signifer (Zeichenträger)
  • Centurio (abhängig je nach Rang innerhalb der Centuriones-Riege Hauptfeldwebel bis Oberst)

 

Bei älteren Soldaten:

  • Wo hat ihn sein Dienst überall hin verschlagen und was hat er bereits von der Welt gesehen?
  • Welche Einsichten hat er dadurch gewonnen?
  • Gab es besondere Erlebnisse?
  • Wie gut hat er seine kriegerische Seite selbst in Stresssituationen unter Kontrolle?
  • Hat er noch Kontakt zu seinen Kameraden und/oder seiner Einheit?
  • Wie ist sein Verhältnis zu diesen/dieser?

 

Die Loyalität der Legionäre war ihren Heerführern gegenüber oft deutlich stärker ausgeprägt als dem Staat gegenüber. Auch entstanden sehr starke Bande zwischen den Soldaten, die tagtäglich Seite an Seite dienten, arbeiteten, trainierten und kämpften.

 

  • Wie steht es mit seiner Loyalität gegenüber seinen Kameraden?
  • Was wäre, wenn er sich gegen seinen eigenen Heeresführer stellen müsste?
  • Was, wenn er gegen seine eigenen Kameraden handeln müsste?
  • Was, wenn durch einen einzigen Auftrag aus Kampfgefährten plötzlich Feinde des Staates würden?

 

Damit endet die erste Hälfte. Beim nächsten Mal geht es dann um die Plebejer, Ausländer und Sklaven.

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