Papa_Rabe

Alles läuft, auch die Podcast-Bonusfolge!

Die Bonusfolge des FateCasts, die ihr als Stretch Goal im Weltenband-Kickstarters freigeschaltet habt, steht ab sofort online! Sie gibt einen Einblick in die Challenge, den Entstehungsprozess aller drei Welten und die unterschiedlichen Herangehensweisen und Erfahrungen der drei Autoren. Wir hatten eine Menge Spaß und hoffen, dass es nicht zu viel Selbstbeweihräucherung geworden ist. =D

 

Die Produktion der Bücher unterdessen läuft. Neben Opus Magnum bewegen sich nun auch die Märchenkrieger in Richtung Layout – unsere Illustratorin verfeinert gerade das letzte Bild, denn Dornröschen brauchte eindeutig noch ein paar Mädchen-Manga-Rosen mehr. Barbaricum ist der einzige Fall, der terminlich interessant werden könnte, durch die Masse an neuen Illustrationen und die Nähe zur Spielemesse in Essen, wenn wir in den Druck gehen wollen. Da halten wir euch aber auf dem Laufenden, wenn es soweit ist!

Fragen für Turbo-Fate & Alternativen zu Methoden

Dieser Artikel ist eine Übersetzung des Artikels Fate Accelerated’s Question & Alternatives to Approaches von Fred Hicks.

Ich wurde neulich an einen Kommentar erinnert, den ich letztes Jahr auf G+ unter diesen Beitrag von John Rogers (englisch) geschrieben hatte, und den ich an dieser Stelle noch einmal aufgreifen möchte. Seit seiner Veröffentlichung spaltet Turbo-Fate die Meinungen teils enorm. Manche Leute sind davon regelrecht begeistert, andere können überhaupt nichts damit anfangen und wieder andere sind verwirrt, ob es Fate Core oder etwas ganz Eigenes ist (was etwa an den gelegentlich auftauchenden „Fate Core gegen Turbo-Fate“-Diskussionen erkennbar ist – als wäre das etwas, das man gegeneinander stellen könnte).

Um es einfach (noch einmal) deutlich zu sagen: Turbo-Fate ist Fate Core. Es wurde an bestimmten Stellschrauben gedreht, wodurch es absichtlich eine andere Richtung einschlägt als Standard-Core (das an die Beispielkampagne „Herzen aus Stahl“ angepasst wurde, auf die die Core-Beispiele verweisen). Bei diesen absichtlich vorgenommenen Änderungen ging es immer um Geschwindigkeit und darum, eine breite Flexibilität für mehrere, manchmal völlig unterschiedliche und manchmal extrem ähnliche Charaktertypen zu ermöglichen. Dabei werden einige der aufwändigeren Möglichkeiten von Core im Interesse der Kürze weggelassen. Beim Stunt-Bau wird man auch ein wenig stärker an der Hand genommen, was ebenfalls dem Fokus auf Geschwindigkeit und einem schnelleren Zugang dient. Hierdurch wurde ein sehr schlankes Grundgerüst von 10.000 – 12.000 Wörtern (statt 80.000 – 90.000 bei Fate Core) geschaffen, das wir als Basis für eine Vielzahl von eigenständigen Fate-Produkten verwenden können. All das wurde vollkommen absichtlich und eigenständig so geschaffen, daher glaube ich nicht, dass es eine große Abweichung von Core darstellt. (Das soll aber nicht heißen, dass es gar keine Abweichungen gäbe. Nur, dass diese Abweichungen gering ausfallen.)

Ich glaube aber, dass die Methoden die Leute am meisten verwirren.

Im Prinzip sind sie einfach eine Möglichkeit, eine Fertigkeitenliste anzubieten, die um das 2,x- bis 3,x-fache kürzer ist als die standardmäßig von Core empfohlene. Auch hier wurde wieder eine bewusste Wahl getroffen, um die Seitenanzahl zu verringern. Ich liebe kurze Fertigkeitenlisten. Ich finde es einfacher, mit ihnen zu arbeiten, sie sind leichter zu verstehen und sie sind grundsätzlich etwas näher an „Attributen“, wie sie klassischerweise in vielen Spielen angewendet wurden.

Als ich den Turbo-Fate-Autor Clark Valentine beauftragte, an dem Projekt zu arbeiten, kam mir noch eine Idee: Es wäre nämlich zudem eine großartige Gelegenheit, die Art von Frage zu ändern, die Fertigkeiten normalerweise beantworten (mehr dazu gleich). Vor allem unter Berücksichtigung von Möglichkeiten, eine große Anzahl Charaktere, die sich ansonsten sehr ähnlich sind (Schüler in einem magischen Internat), voneinander unterscheiden zu können oder vollkommen unterschiedliche Charaktere (Helden, die aus allen Genres und alternativen Welten über Zeit und Raum hinweg zu einem Team zusammengefasst wurden) zu unterstützen.

Und das ist ein Paradigmenwechsel. Der, wie jeder Paradigmenwechsel, ziemliche Kreise zieht und möglicherweise etwas holprig vonstattengeht. Aus diesem Grund kann die Idee der Methoden für diejenigen, die zum ersten Mal mit Turbo-Fate in Berührung kommen, eine große Rolle spielen, und ich denke, dass sich in diesem ersten Eindruck entscheidet, ob jemand die Herangehensweise von Turbo liebt oder hasst. Sie sind der wichtigste Punkt, um den es für viele bei Turbo-Fate geht.

Ich sehe aber kein Problem darin, sie einfach auszutauschen und den Rest von Turbo-Fate im Großen und Ganzen zu behalten. Nimmt man diesen Austausch tatsächlich vor, ändert sich eigentlich nicht viel, solange man relativ nahe an der angenehm kurzen „Fertigkeitenliste“ bleibt, die bei den Methoden 6 Einträge umfasst. Sagen wir mal 4 bis 8. Und sobald man sich für ihre Anzahl und die Frage entschieden hat, die von den Methoden/Fertigkeiten beantwortet werden soll, ist man eigentlich auch schon fast fertig (als einzige andere Sache muss nur noch darauf geachtet werden, wie eine Form der Stunts sich ändert).

Ich möchte an dieser Stelle einen kurzen (kurz für mich jedenfalls) Leitfaden dazu zur Verfügung stellen, welche Dinge man berücksichtigen sollte, wenn man all die anderen tollen Sachen von Turbo-Fate behalten und nur die Standard-Methoden gegen etwas Anderes austauschen möchte.

Anzahl

Die Anzahl lässt sich am einfachsten anpassen, weshalb ich diesen Punkt hier nur schnell abhandeln möchte. Turbo-Fate nutzt einen Höchstwert von +3, denn man m. E. beibehalten sollte. Die grundsätzliche Idee dahinter ist, dass die eine Hälfte der Werte +1 haben und die andere +2 und zusätzlich noch jeweils ein einzelner Wert mit +0 und mit +3 belegt wird, um die „Ausreißer“, die besonderen Stärken und Schwächen, zu definieren, die den Charakter ausmachen. Im Folgenden findet ihr die „ausgewogenen“ Verteilungen, die ich für 4 bis 8 Methoden empfehlen würde (6 ist der Standard).

4 Fertigkeiten 5 Fertigkeiten 6 Fertigkeiten 7 Fertigkeiten 8 Fertigkeiten
+3 +3 +3 +3 +3
+2 +2 +2 +2 +2
+1 +1 +2 +2 +2
+0 +1 +1 +1 +2
+0 +1 +1 +1
+0 +1 +1
+0 +1
+0

Bei einer ungeraden Anzahl empfand ich eine +1 für den ungeraden Platz als geeigneter, man könnte aber auch eine +2 nehmen. Diese ausgewogene Herangehensweise kann aber auch ignoriert werden. Es kommt darauf an, wie kompetent sich die SC bei Spielbeginn fühlen sollen. Bei einer größeren Anzahl könnte man sich sogar dazu entscheiden, einen zusätzlichen Ausreißerplatz hinzuzufügen.

Die Frage

Schraubt man an den Methoden, dann ist deren Anzahl natürlich nicht die eigentliche große Veränderung. Es ist die Frage. Über Jahre hinweg war die Frage, die Fertigkeiten und Attribute typischerweise gestellt haben, immer „Was?“ Wie in „was kann dein Charakter tun?“. Methoden, wie sie in Turbo-Fate zu finden sind, werfen dieses Standardparadigma über Bord und fragen stattdessen: „Wie macht dein Charakter etwas?“ Aber es gibt noch weit mehr Fragen, die gestellt werden können, und die wollen wir uns jetzt einmal ansehen.

Methoden: Wie?

Die Standard-Methoden – Kraftvoll, Flink, Scharfsinnig, Tückisch, Tollkühn und Sorgfältig – kümmert es nicht, was dein Charakter macht. Sie interessieren sich dafür, wie dein Charakter es macht.

Diese Herangehensweise funktioniert gut bei Charakteren aus Geschichten, weil ihre Persönlichkeits-Tropen dazu neigen, sich an ihren Action-Tropen auszurichten. Ein Charakter, der Türen kraftvoll einschlägt, bringt diese kraftvolle Haltung auch bei Argumenten ein und so weiter. Indem das „Wie“ vom „Was“ getrennt wird, ergibt sich eine Möglichkeit, unterschiedliche Charaktere darzustellen, die sich auf der Was-Achse gleichen (wir sind alle interdimensionale Magierprinzessinnen). Auf diese Weise kann man sich also darauf konzentrieren, wie sie diese ansonsten ähnlichen Dinge auf ihre eigene Art angehen (sie ist die Ruhige, ich bin laut und frech usw.). Außerdem vermeidet man damit das Problem, das bei sehr unterschiedlichen Charakteren durch ein Was aufkommen würde (ich bin ein Werwolf, sie steuert einen 12-m-großen-Mecha und er ist einen Action Scientist) und bietet eine Einstufung, mit der jeder in einigermaßen ausgeglichener Weise einmal glänzen kann (ja, ich kann mich in einen Wolf verwandeln, sie kann Gebäude in die Luft jagen und er ist ein wahres Genie, wenn ihm eine Chemie-Ausrüstung zur Verfügung steht, na und? Wir sind gleichberechtigte Partner, denn sie kümmert sich um die tollkühnen und kraftvollen Sachen, ich mache das Tückische und Flinke und er ist für das Scharfsinnige und Sorgfältige zuständig).

Am einfachsten lässt sich Turbo-Fate abändern, in dem man bei der Wie-Frage bleibt. Man muss aber nicht an den Standard-Methoden von Turbo-Fate festhalten. Andere veröffentlichte Systeme bieten Sachen, die der Wie-Frage ziemlich nahekommen, davon besonders viele vom System „Powered by the Apocalypse“. Zum Beispiel Cool, Weird, Sharp, Hot und Hard von Apocalypse World. Diese klingen für mich weniger nach einem „Was“ als vielmehr nach einem „Wie“. (Und, was soll ich sagen? So geht’s mir auch mit den Gesinnungen von D&D.)

Wenn du beim Wie bleibst, musst du (im Großen und Ganzen) auch bei der Standardvorlage für die erste (rechnerische, +2) Stuntform von Turbo-Fate bleiben:

Weil ich [erkläre, welche Eigenschaft, welcher Gegenstand oder welches Merkmal dich so besonders macht], bekomme ich einen Bonus von +2, wenn ich [beschreibe eine Situation] und dabei [such dir eins aus: Flink, Kraftvoll, Scharfsinnig, Sorgfältig, Tollkühn oder Tückisch] [such dir eins aus: angreife, mich verteidige, einen Vorteil erschaffe oder das Problem überwinde].

Nicht jedes „Wie“-Set lässt sich gut in ein Adverb umformen, weshalb in solchen Fällen eine gewisse sprachliche Akrobatik von Nöten ist, um das Ganze anzupassen.  Natürlich kann man etwas z. B. cool machen, dass klappt aber nicht immer oder vermittelt nicht die beabsichtigte Bedeutung. Alternativ könnte man „auf eine X Weise“ sagen, z. B. „wenn ich auf eine harte Weise angreife.“

Attribute & Fertigkeiten: Was?

„Was kann mein Charakter tun?“ ist wahrscheinlich die bequemste Frage für uns. Daran sind die meisten von uns gewöhnt. Wenn eine Liste kurz ist (wodurch man dazu aufgefordert wird, jeden Punkt der Liste in eine Rangfolge zu bringen, anstatt einen Teil davon einfach auszulassen), tendieren wir dazu, diese mehr als „Attribute“ statt als „Fertigkeiten“ zu betrachten, wobei sich diese Unterscheidung eher auf Details als auf die Funktion bezieht.

Systeme mit kurzen Attributlisten, die nach dem „Was?“ fragen, gibt es im Überfluss. Vielleicht hast du schon von Stärke, Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz, Weisheit und Charisma gehört. Diese richten sich sehr stark nach dem „Was?“. Die ersten drei kommen nur selten außerhalb von körperlichen Aktivitäten zum Tragen, die letzteren nur selten außerhalb von geistigen oder sozialen Aktivitäten. Wenn sie doch einmal darüber hinaus eingesetzt werden, dann wegen eines besonderen Umstandes (z. B. eines Klassenmerkmals, einer magischen Fertigkeit) und nicht, weil es der standardmäßige Einsatzbereich des Attributs ist.

Wenn es um die betroffenen Stunts geht, sind „Was“-Attribute zudem eher wie Objekte, eben Dinge, die ein Charakter besitzt, weshalb die Sprache sich ziemlich direkt auf die Verwendung deines Attributs konzentrieren kann („Wenn ich mein(e) … verwende“).

Weil ich [erkläre, welche Eigenschaft, welcher Gegenstand oder welches Merkmal dich so besonders macht], bekomme ich einen Bonus von +2, wenn ich [beschreibe eine Situation] und dabei [such dir eins aus: Stärke, Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz, Weisheit oder Charisma] verwende, um [such dir eins aus: anzugreifen, mich zu verteidigen, einen Vorteil zu erschaffen oder das Problem zu überwinden].

Weil Attribute sich nach dem „Was“ orientieren, sind sie bereits ein bisschen eingeschränkter und in einigen Fällen braucht dem Teil „[beschreibe eine Situation]“ der Vorlage keine große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Aber das ist eine Fall-zu-Fall-Entscheidung.

Rollen: Wer?

An dieser Stelle fangen wir an, neue Fragen zu stellen – nicht neu im Sinne von „noch nie zuvor hat jemand diese Fragen gestellt“, sondern neu in dem Sinne, dass sie einfach nicht so oft zum Einsatz kommen. Rollen fragen: „Wer bin ich?“, … was für ein Rollenspiel ziemlich passend ist. Sie gehen von der Idee aus, dass jeder SC in einer Gruppe mehrere Rollen einnimmt, für die er mal mehr, mal weniger gut geeignet ist, wobei ein SC „die“ Rolle verkörpert, in der er den höchsten Wert besitzt. Das Leverage RPG zeigt dies besonders gut mit seiner Liste, die direkt aus den Credits der Serie stammen könnte: Waffenexperte, Hacker, Dieb, Trickbetrüger und Organisationstalent. Oder man macht daraus einfach Krieger, Heiler, Magier, Detektiv, Dieb, Diplomat – was auch immer passt, so lange die Liste den Großteil der Rollen und Handlungen abdeckt, die eine Gruppe während des Spiels ausfüllen und ausführen muss.

Bei den Stunts fühlt sich der Satz wahrscheinlich am natürlichsten an, wenn jede Rolle als Mantel oder Maske betrachtet wird, die für die anwendbare Aktivität getragen wird und indem man eine „als …“-Konstruktion verwendet.

Weil ich [erkläre, welche Eigenschaft, welcher Gegenstand oder welches Merkmal dich so besonders macht], bekomme ich einen Bonus von +2, wenn ich [beschreibe eine Situation] und als [such dir eins aus: Krieger, Heiler, Magier, Detektiv, Dieb oder Diplomat] [such dir eins aus: angreife, mich verteidige, einen Vorteil erschaffe oder das Problem überwinde].

Da jeder in vielen dieser aufgeführten Rollen einen Wert haben wird, ist die Rollenmethode wahrscheinlich am besten dafür geeignet, um eine extrem kompetente Abenteurergruppe darzustellen. Das stellt eine bewusste Abkehr von einem Systemerlebnis dar, bei dem jede Person nur eine oder zwei Rollen ausfüllt (dabei muss ich gestehen, dass mir die Idee eines D&D-Spiels, in dem jeder ein bisschen Magier oder Kämpfer ist, auch wenn das nicht seine Hauptrolle darstellt, sehr gut gefällt).

Beziehungen: Wo? Mit wem?

Wenn es bei der „Wer?“-Frage nicht mehr um den SC selbst, sondern um die Charaktere geht, mit denen der SC interagiert, erhält man Beziehungen. Hierbei könnte es konkret um die Beziehungen zwischen den Charakteren gehen und wie stark diese sind. Das ist etwa dann sinnvoll, wenn es bei eurem Spiel hauptsächlich um die Interaktion zwischen den SC geht (wie bei den Beziehungen im Smallville RPG, bei dem die Superhelden-Seifenopernstimmung eingefangen werden soll). Es kann aber auch breiter oder abstrakter angelegt werden, um eine stärkere Interaktion zwischen dem SC und der Welt zu unterstützen.

Es gibt viele Möglichkeiten, dies umzusetzen. Man könnte sich auf Gruppen konzentrieren und ihr Ansehen / ihren Ruf bei den verschiedenen Fraktionen bewerten. Man könnte sich auf die Mächtigen der Welt konzentrieren und dabei die Beziehungen der SC zu den Göttern oder Ikonen der Spielwelt bewerten. Ein abstrakter Ansatz wäre ebenfalls möglich, indem Beziehungsarten betrachtet werden, wie die Solo-, Buddy-, Team-Zugehörigkeiten in Marvel Heroic, bei denen es darum geht, mit wie vielen du gleichzeitig zusammenarbeitest. Du könntest es auch auf einer Achse anlegen, mit den Abstufungen Verbündeter, Freundlich gesonnen, Neutral gesonnen, Unfreundlich gesonnen, Feind, was aber leicht darauf hinauslaufen kann, dass auf die Variante Feind/Unfreundlich gesonnen ein zu großer Schwerpunkt gelegt wird, wodurch es grundsätzlich schwierig werden könnte, alle Wertungspunkte ungefähr gleichmäßig im Spiel anzuwenden.

Bei den Stunts geht es dann darum, welche Beziehung zum Tragen kommt, um einen Nutzen aus ihr zu ziehen.

Weil ich [erkläre, welche Eigenschaft, welcher Gegenstand oder welches Merkmal dich so besonders macht], bekomme ich einen Bonus von +2, wenn ich [mit/gegen] einem/einen [beschreibe einen Beziehungsstatus] [beschreibe eine Situation] und dabei [such dir eins aus: angreife, verteidige, einen Vorteil erschaffe oder das Problem überwinde].

Werte: Warum?

Wenn der Methoden-Ersatz sich auf die Frage „Warum tut mein Charakter das?“ konzentriert, wird er zu einer Beschreibung persönlicher Werte. Das ist ein ähnlicher Paradigmenwechsel bei den Methoden wie schon beim „Wie?“-Ansatz. Es geht nicht mehr darum, was ein Charakter kann, sondern konzentriert sich stattdessen auf die Motive und Herangehensweisen des Charakters. Smallvilles Duty, Love, Glory, Power, Truth und Justice sind hierfür sehr gute Beispiele. Man könnte aber auch Quellen wie Pendragon für andere mögliche Wertelisten heranziehen. Verschiedene emotionale Zustände könnten ebenfalls funktionieren (Wut, Freude, Ekel, Trauer, Angst).

Für die Stunts wird die Aussage umgestellt, um sehr direkt nach dem „Warum“ zu fragen.

Weil ich [erkläre, welche Eigenschaft, welcher Gegenstand oder welches Merkmal dich so besonders macht], bekomme ich einen Bonus von +2, wenn ich [beschreibe eine Situation] [in/für/weil/auf Grund von] [such dir eins aus: Verpflichtung, Liebe, Ruhm, Macht, Wahrheit oder Gerechtigkeit] [such dir eins aus: angreife, verteidige, einen Vorteil erschaffe oder das Problem überwinde].

Kombinationen

Als Anmerkung zu diesem Beitrag sprechen wir noch über ein paar Ideen, wie diese Fragen kombiniert werden können.

Pakete: Ein Weg, Methoden mit einzubeziehen, sind Pakete, wie sie im Fate-Handbuch und ausführlicher im Atomic Robo RPG zu finden sind. Pakete bieten eine Möglichkeit mit hochstufigen, kurzen Listen einen Charakter zu erstellen. Jedes Paket kann dann aber im Kern noch weiter verfeinert werden. Damit lassen sich zwei Fragen im selben System kombinieren: Die Pakete könnten nach dem „Wer?“ oder dem „Wie?“ fragen – also nach Rollen oder Methoden – und die darin enthaltenen Fertigkeiten könnten nach dem „Was?“ fragen. Das wäre zumindest die grundsätzliche Herangehensweise. Die gestellten Fragen können aber natürlich auf einer oder beiden Ebenen geändert werden. Stell dir eine Liste mit Paketen vor, die im Wesentlichen Mentoren für die Charaktere darstellen (Dumbledore, Snape, Hagrid usw.) und jeweils eine Liste von Fertigkeiten enthalten, die nach dem fragen, was sie lehren. Oder Pakete, die aus Wertvorstellungen bestehen und die Bünde enthalten – ein Charakter könnte in Wut stark sein und seine Wut besonders effektiv gegen (oder mit) Dickschädeln einsetzen können, damit aber gegen Ödner und Kryptisten weniger effektiv sein.

Zwei Spalten: Rob Donoghue hat bereits einen Blogartikel über Zweispaltiges Fate (englisch) geschrieben. Das geht ein bisschen in die Richtung von Cortex Plus, bei dem zwei Fragen gestellt werden („Was sind deine Wertvorstellungen? Wer ist dir wichtig?“ = Smallville; „Wer bist du in diesem Team? Was sind deine Stärken?“ = Leverage) und bei dem eine ordentliche Dynamik entsteht, wenn die beiden Antworten zusammengeführt werden. Obwohl in diesem Fall vor dem Wurf ein bisschen mehr Rechenarbeit erforderlich ist, kann das einigen Spielern am Ende deutlich besser gefallen.

Am Wichtigsten dabei ist, dass die größte und niedrigste mögliche Summe immer in dem Bereich liegt, in dem sich das System bewegen soll. Trotzdem kann man vermutlich die Wertdeckelung um 1 erhöhen, ohne zu viel kaputt zu machen, wenn davon auszugehen ist, dass nur sehr selten die beiden höchsten Antworten miteinander kombiniert werden. Diese Momente, in denen die bestmögliche Kombination zum Tragen kommt, heben wirklich hervor, was den Charakter im Kern ausmacht.

Bei einem zweispaltigen Ansatz würde ich wahrscheinlich jeden Punkt mit +0 bis +2 bewerten, wovon die meisten eine +1 erhalten würden. Aber nicht jede Frage muss immer den gleichen Wertumfang erhalten. Eine Frage mit Antworten, die von -1 bis +1 reichen, in Kombination mit den Antworten einer weiteren Frage von +0 bis +3 würde die übliche Turbo-Fate-Bandbreite von +0 bis +3 auf -1 bis +4 erweitern, aber keine negativen Auswirkungen haben. Man kann auch mit dem Bereich spielen: Eine Spalte könnte dir einfach zu gleichen Teilen +0 oder +1 geben, während eine andere von +0 bis +2 oder +3 reicht.

Ein Hack muss aber immer getestet werden. Das sollte man nie vergessen. :)

Eagle Eyes #20: Literaturempfehlungen

Band Eagle Eyes – In den Schatten Roms finden sich zwar ein paar Leseempfehlungen, aber natürlich gibt es noch viel mehr zu diesem Thema, das einen Blick lohnt. Es folgt eine kurze Ergänzung unsererseits zu dieser Liste. Ein guter Teil dieser Vorschläge ist sehr humorvoll, aber da lediglich Hintergrundwissen und Ideen dadurch vermittelt werden sollen, sehen wir darin keinen Widerspruch zum sehr ernsten Grundthema von Eagle Eyes – In den Schatten Roms.

 

Die Asterix-Comics

Eine Vorstellung sollte sich hier erübrigen. Die Comics bieten zwar nicht das Noir-Flair, doch als Visualisierung für die damalige Zeit eignen sie sich dafür umso mehr. Denn die beiden Großmeister der Bildkunst hatten ein unglaubliches Auge fürs Detail. Dazu weiter unten gleich noch mehr. Für Eagle Eyes – In den Schatten Roms dürften vor allem Bände interessant sein, die direkt in Rom spielen. Darunter Asterix als Gladiator, Die Lorbeeren des Cäsar und Das Geschenk Cäsars.

 

Asterix: Die ganze Wahrheit & Asterix entdeckt die Welt

René van Royen und Sunnyva van der Vegt zeigen in diesen beiden Büchern, wie akkurat Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo an vielen Stellen die damalige Zeit wiedergegeben haben. Die Asterix-Comics sind angefüllt mit geschichtlichen Fakten. Die Bücher zeigen auf sehr anschauliche Weise, welche Hintergründe und Bezüge sich in den Panels und Wortblasen verstecken. Wer möchte, kann auf Google Books einen ersten Blick in Asterix: Die ganze Wahrheit und Asterix entdeckt die Welt werfen.

 

Asterix und seine Zeit: Die große Welt des kleinen Galliers

Die beiden zuvor genannten Bücher dürften den Herausgeber Kai Brodersen zu diesem Buch inspiriert haben. Ein Dutzend Altertumswissenschaftler haben lesenswerte Essays beigesteuert, die alle die Asterix-Comics für einen Brückenschlag zur realen Antike verwenden. Zudem gibt Gudrun Penndorf als langjährige Übersetzerin u.a. von Asterix Einblicke in ihre Arbeit. Auch Asterix und seine Zeit: Die große Welt des kleinen Galliers ist auf Google Books zu finden

 

Horrible Histories: Rotten Romans & Cut-throat Celts

Wir bleiben im humorvollen Segment. Horrible Histories ist eine britische Bücherreihe, die Bände zu verschiedenen geschichtlichen Epochen und Themen bietet, die sowohl mit interessantem Wissen als auch wunderbar schwarzem britischem Humor gefüllt sind. Die BBC produzierte eine gleichnamige TV-Show, die ebenfalls äußerst sehenswert ist. Für Eagle Eyes – In den Schatten Roms sind vor allem die Unterkategorien „Rotten Romans“ und „Cut-throat Celts“ interessant.

 

Film Noir

Das im Taschen-Verlag erschiene Buch Film Noir hat nichts mit dem antiken Rom zu tun. Wer aber etwas tiefer in das Thema Film Noir eintauchen möchte, das ebenso zu Eagle Eyes – In den Schatten Roms gehört wie die Antike, dem sei dieser Band ans Herz gelegt. Die vielen Bilder vermitteln ein sehr gutes Gefühl für die Filme der schwarzen Serie. Zudem gehen die Autoren Alain Silver und James Ursini auf die wichtigsten Bereiche ein, die dieses Genre ausmachen und geben eine Vorstellung davon, was den Film Noir ausmacht.

 

Geschichtsforum.de

Nachdem wir so viele Bücher besprochen haben, hier dafür eine Anlaufstelle im Internet. Dieses Forum für Geschichtsinteressierte bietet unter anderem ein Unterforum zum Römischen Reich, dass bereits viel Interessantes enthält und es ermöglicht, eigene Fragen zu stellen.

http://www.geschichtsforum.de/

 

Imperium Romanum

Das Wiki des Forenrollenspiels Imperium Romanum, dass sich das alte Rom als Setting ausgewählt hat. Wer möglichst akkurate Geschichtshintergründe möchte, sollte die gefundenen Informationen lieber durch 1 oder 2 weitere Quellen überprüfen, da ich nicht weiß, in wie weit sie sich mit der Fiktion des Forenrollenspiels vermischt haben. Wer es aber nicht so genau nimmt, der findet einen enormen Vorrat an Ideen und Informationen, mit denen sich die Welt noch lebendiger gestalten lässt.

http://www.imperium-romanum.info/wiki/index.php?title=Hauptseite

 

Forum Traiani

Eine weitere Seite mit vielen Artikeln über das Antike Rom

http://www.forumtraiani.de/

 

Abschließende Worte

Das war unsere Artikelreihe zur Fate-Abenteuerwelt Eagle Eyes – In den Schatten Roms. Wir hoffen, wir konnten euch im Laufe dieser Reihe für dieses wirklich sehr interessante Setting begeistern und euch darüber hinaus interessante Ansätze, Ideen und Wissenswertes mit auf den Weg geben.

 

Wir bedanken uns fürs Lesen und wünschen viele spannende Abenteuer in den Schatten Roms.

Eagle Eyes #18: Noch mehr Petitio Videtur

Das Leben eines Adlers birgt viele Gefahren, und ihre Aufgabe erfordert sowohl eine bedingungslose Hingabe an die Sache als auch ein enormes Durchhaltevermögen. Damit den Adlern auf halbem Weg nicht doch noch die Luft ausgeht, erhalten sie in Eagle Eyes – In den Schatten Roms ein Ziel, auf das sie mit jeder erfolgreichen Mission hinarbeiten. Ein Wunsch, der unerfüllbar schien, bis sie ihren Dienst für Personen angetreten haben, die über enormen Einfluss und Geldmittel verfügen. Dieser Wunsch, den sich die Adler erarbeiten, heißt Petitio Videtur.

Im Folgenden wollen wir Euch Ideen für solche Wünsche vorstellen. Wer möchte, kann hier auch das Schicksal befragen und frei nach aleae iactae sunt verfahren. Werft dazu 4 Fate-Würfel. Für jedes geworfene + geht ihr in der Tabelle einen Schritt nach rechts und für jedes - einen nach unten. Habt ihr also +0-- gewürfelt landet ihr bei 11. Klingende Sesterzen.

 

0 + ++ +++ ++++
0 1.

Land in Gallien

2.

Gesichertes Auskommen für einen anderen

3.

Ausbildung bei einem hochangesehen (Lehr-)Meister

4.
Einen im Exil Lebenden begnadigen
5.
Begnadigung eines zum Tode Verurteilten
- 6.

Heirat in eine einflussreiche Familie

7.

Aufstieg im Stand

8.

Einen seltenen Gegenstand beschaffen

9.
Ein Handelsschiff samt Mannschaft
 
-- 10.
Exklusive Handelsrechte
11.

Klingende Sesterzen

12.
Vertuschen einer unliebsamen Sache
   
--- 13.

Aggressive Positionierung

14.

Einen Urteilsspruch festlegen

     
---- 15.

Todesgesuch

       
  1. Land in Gallien: Der Charakter erhält nach Abschluss seiner Dienstzeit ein Stück Land in einer Provinz des römischen Reiches. Gallien ist hierbei natürlich nur ein Vorschlag, es kann auch eine andere Provinz gewählt werden. Diese Petitio Videtur ähnelt sehr stark dem, was ein Legionär nach seiner Dienstzeit erhalten könnte, jedoch fiele in diesem Fall der Dienst eines Adlers kürzer oder das Stück Land wertvoller aus. Eine solche Petition Videtur könnte die Sehnsucht nach Ruhe zeigen oder die Hoffnung, alles hinter sich zu lassen. Vielleicht macht sich der Charakter auch nur etwas vor und wenn er sein Stückchen Land erhält, findet er dort nicht die Ruhe, die er sucht.
  2. Gesichertes Auskommen für einen anderen: Vielleicht besitzt der Charakter bereits alles, was er sich für sein Leben wünscht, oder aber eine andere Person ist ihm wichtiger als sein eigenes Auskommen. Vielleicht möchte er einem geliebten Menschen auf diese Weise ein besseres Leben ermöglichen. Ganz gleich was es ist, die Motivation für den Dienst eines Charakters hängt sehr stark von einer anderen Person ab. Es ist zu hoffen, dass diese auch das ist, wofür der Charakter sie hält. Und was wäre, wenn diese Person ins Fadenkreuz von Feinden des Charakters gerät? Diese Person sollte in jedem Fall in Grundzügen ausgearbeitet werden und könnte dann an passender Stelle gut in die Geschichte eingebunden werden.
  3. Ausbildung bei einem hochangesehen (Lehr-)Meister: Ein Adler, der diese Petitio Videtur wählt, scheint sich einem bestimmten Ziel verschrieben zu haben. Interessant ist hierbei natürlich, welche Art von Lehre er eingehen möchte. Will er von einem berühmten Philosophen oder Gelehrten lernen oder ist es ein bestimmtes Handwerk, das er erlernen möchte? Wirkt sich dieses Ziel vielleicht auch grundsätzlich auf den Charakter aus? Folgt er einer bestimmten Geisteshaltung oder sieht er ein bestimmtes Verhalten als besonders erstrebenswert an?
  4. Einen im Exil Lebenden begnadigen: Diese Petitio Videtur soll einer dem Charakter nahestehenden Person die Rückkehr nach Rom ermöglichen, nachdem diese verstoßen wurde. Hierbei ist ebenfalls wieder der Hintergrund dieser Person interessant, für die der Charakter bereit ist, den Dienst als Adler zu bestreiten. Welcher Tat hat sie begangen (oder soll sie begangen haben)? Soll sie möglichst bald zurückkehren können? Wo ist sie derzeit und ist sie dort vielleicht in Gefahr? Ist die Person von ihrer Tat nach ihrer Rückkehr nicht weiter betroffen oder stellt sie ein Problem dar? Wird die Person vielleicht wieder dasselbe tun, weswegen sie ins Exil verbannt wurde? Warum fühlt sich der Charakter zu dieser Hilfe verpflichtet? Hier lassen sich wiederum interessante Ansätze für Geschichten oder Dilemma für den Adler ableiten.
  5. Begnadigung eines zum Tode Verurteilten: Diese Petitio Videtur ist der vorherigen sehr ähnlich, doch scheint die Tat der Person, um die es sich hier dreht, noch schwerer zu wiegen. Die in Punkt 4 genannten Fragen lassen sich hier aber fast alle ebenfalls stellen, um dem Ganzen mehr Tiefe zu verleihen und um Möglichkeiten für ein interessantes Spiel zu ermöglichen.
  6. Heirat in eine einflussreiche Familie: Mit dieser Petitio Videtur zeigt der Adler eine sehr berechnende Seite. Es geht ihm hierbei nicht um Liebe oder nur um einen reinen Aufstieg im Stand. Er hat einen bestimmten Familienzweig im Auge, dem er ebenfalls angehören möchte. Was ist das Besondere an diesem Zweig? Ist es sein Ruf oder sein außergewöhnlicher Stand in der Gesellschaft? Sind es besondere geschäftliche oder familiäre Verbindungen, die diese Heirat hervorbringen würden? Geht es vielleicht sogar um Rache oder die Begleichung alter Rechnungen?
  7. Aufstieg im Stand: Der ehrgeizige Charakter ist mit seinem Stand oder Rang unzufrieden. Vielleicht steckt er wegen einer Verfehlung in der militärischen Rangfolge fest oder eine Beförderung war für jemanden wie ihn nicht vorgesehen. Vielleicht ist er ein Plebejer, der auf den Patrizierstand schielt oder ein Patrizier, der in den Senat möchte. Es wäre denkbar, dass sich dieser Charakter den Goldenen anschließt. Ein Ausländer, der Römischer Bürger werden möchte, könnte sich aber auch den Kupfernen zugehörig fühlen. Außerdem wäre es auch gut möglich, dass der Charakter nicht selber im Stand aufsteigen, sondern einer anderen Person diesen Aufstieg ermöglichen möchte.
  8. Einen seltenen Gegenstand beschaffen: Es muss nicht immer um Geld gehen. Vielleicht sehnt sich der Charakter nach einem ganz bestimmten Schriftstück, einer Reliquie oder einem anderen Gegenstand, der vielleicht einen hohen Geldwert, für den Charakter in jedem Fall aber einen enorm hohen ideellen Wert besitzt. Was ist das für ein Gegenstand und was ist für den Adler das Besondere daran? Vielleicht ergibt sich daraus ein eigenes Abenteuer, wenn die Sinistram es dem Adler erlauben, eine Hand anzuführen, um diesen Gegenstand zu beschaffen.
  9. Ein Schiff samt Mannschaft: Diesen Charakter zieht es nach seinem Dienst als Adler in die Welt hinaus. Vielleicht war es schon immer sein Traum, die weite Welt zu bereisen. Vielleicht hat er ein bestimmtes Ziel vor Augen. Oder er will nach seinem Dienst für die Sinistram alle Brücken hinter sich abbrechen und all das, was er als Adler tun wird, zurücklassen.
  10. Exklusive Handelsrechte: Der Charakter ist ein kühler Opportunist und weiß genau um den Wert einer bestimmten Ware und wo diese sich am besten verkaufen lässt. Er wird dieses exklusive Recht wahrscheinlich nicht in Rom selbst erhalten, jedoch lässt sich in den Provinzen ebenfalls gutes Geld mit den richtigen Angeboten machen. Ein Charakter mit dieser Petitio Videtur dürfte sich gut mit den Gesetzen und Regeln des Marktes auskennen.
  11. Klingende Sesterzen: Der Charakter erhält am Ende seiner Laufbahn einen großen Geldbetrag. Vielleicht weiß er selber noch nicht, was er nach seiner Zeit anstellen möchte, oder er ist sehr stark selbstbestimmt und möchte seine Zukunft nicht durch die Sinistram eingefädelt wissen. Oder er hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, für das er das Geld einsetzen möchte. Für den Charakterhintergrund wäre es sehr interessant zu wissen, warum er sich nicht auf ein enger gefasstes Ziel festgelegt hat.
  12. Vertuschen einer unliebsamen Sache: Der Charakter hat ein dunkles Geheimnis, dass er um jeden Fall verschwinden lassen möchte und vielleicht wird er deshalb sogar schon erpresst. Zum Glück ist es eine der Hauptaufgaben der Adler, Beweise verschwinden zu lassen und Informationen zu fälschen. Vielleicht kann sogar die Hand, zu der der Adler gehört, mit dieser Aufgabe betraut werden. Was ist das für ein Geheimnis und in wie weit möchte der Charakter vielleicht nicht, dass seine Mit-Adler davon erfahren?
  13. Aggressive Positionierung: Diese Petitio Videtur weist darauf hin, dass der Charakter oder eine ihm nahestehende Person bereits ein mehr oder minder erfolgreiches Unternehmen führt. Der Adler möchte nun Konkurrenten aus dem Geschäft drängen und eben dieses Geschäft besserstellen. Was ist das für ein Geschäft und warum benötigt er eine Petito Videtur, um sein Ziel zu erreichen? Wer steht ihm im Weg? Besteht eine versteckte oder offene Feindschaft zu den Konkurrenten? Wie beeinflusst diese Verpflichtung seinen Dienst als Adler? Genauso wie bei Einen seltenen Gegenstand beschaffen könnte sich daraus ein eigenes Abenteuer ableiten.
  14. Einen Urteilsspruch festlegen: Diese Petitio Videtur muss wahrscheinlich sehr zeitnah erfüllt werden. Mehr zu diesem Punkt und welche Konsequenzen eine solche Bitte hat, findest du in Eagle Eyes – In den Schatten Roms, S. 20. Der Charakter beeinflusst hierbei über die Sinistram in einem bestimmten Fall die Rechtsprechung. Vielleicht ist eine dem Charakter nahestehende Person eines Verbrechens angeklagt und der Adler möchte eine schwere Strafe verhindern. Vielleicht aber ist es eine Person, bei der der Adler eine Verurteilung in jedem Fall sicherstellen möchte. Wie schwer diese Petitio Videtur wiegt, hängt sehr stark davon ab, wie der Urteilsspruch ohne das Eingreifen der Sinistram ausgesehen hätte. Wäre eine Verurteilung von Haus aus unwahrscheinlich gewesen und der Charakter wollte nur auf Nummer Sicher gehen, dann ist das ein eher kleines Bittgesuch. Wäre der Angeklagte aber mit ziemlicher Sicherheit eines schweren Verbrechens überführt worden oder soll eine solche Verurteilung arrangiert werden, dann kann das zu einem besonders schweren Dienst als Adler führen.
  15. Todesgesuch: Auf diese Petitio Videtur wird in Eagle Eyes – In den Schatten Roms auf S. 21 bereits eingegangen. Der Charakter will den Tod einer bestimmten Person. Bei diesem Bittgesuch sind die Hintergründe natürlich sehr interessant. Wer ist diese Person und warum will der Charakter ihren Tod? Geht es um Rache, Machtzuwachs, reines Kalkül oder pure Gefühle? Dieser Punkt verrät auch sehr viel über den Charakter des Adlers. Er kann auch direkt angespielt werden, indem die betreffende Person auf die eine oder andere Weise in der Geschichte in Erscheinung tritt.

 

Petitio Videtur im Spiel

Auf den ersten Blick scheint es fast, dass eine Petitio Videtur kaum Einfluss auf das laufende Spiel haben könnte. Schließlich wird sie bei den meisten Charakteren erst interessant, wenn das Ende ihrer Laufbahn gekommen ist. Die Petitio Videtur kann aber bei weitem mehr über den Charakter aussagen, als nur was ihn im Ruhestand erwartet. Sie zeigt zudem sehr gut, wofür diese Person zu kämpfen bereit ist oder welche Prioritäten sie im Leben setzt und wo ggf. besonders wirksame Ansatzpunkte sind, um sie auch im normalen Spiel zu etwas zu bewegen.

Das beginnt bei „Klingende Sesterzen“, einer Petitio Videtur die zeigt, dass materielle Güter und allen voran Geld für den Charakter sehr wichtig sind. Was, wenn er in einem Abenteuer die Möglichkeit erhält, eine große Summe Geld sein eigen nennen zu können? Was, wenn eine Zielperson versucht, ihn zu bestechen? Kann er dazu wirklich so einfach nein sagen?

„Aufstieg im Stand“ zeigt, dass der Charakter einen besonderen Ehrgeiz an den Tag legt. Er ist mit seiner derzeitigen Position im Leben nicht zufrieden. Er will höher hinaus. Was, wenn er von oben herab behandelt wird? Was, wenn man ihn umschmeichelt und ihm das Gefühl gibt, angesehen und begehrt zu sein? Bleibt die Disziplin gewahrt oder wird er vielleicht leichtsinnig?

„Gesichertes Auskommen für einen anderen“ zeigt, dass es jemanden gibt, der dem Charakter besonders wichtig ist. Was, wenn diese Person in Gefahr gerät oder dringend Hilfe benötigt, doch der Charakter sich zu dieser Zeit auf seinen nächsten Auftrag vorbereiten müsste?

 

Petitio Videtur als Aufhänger für Abenteuer

In der einen oder anderen oben beschriebenen Petitio Veditur wurde bereits die Idee genannt, daraus ein Abenteuer zu machen. Die Erfüllung vieler dieser Wünsche ist letztlich nur möglich, wenn Adler diese vorbereiten. Warum also nicht die Spielercharaktere? Das kann eine Petitio Videtur von einem der SC sein oder aber das Erfüllen der Bitte eines anderen Adlers, den sie im Idealfall bereits kennengelernt haben. Letzteres bietet wieder einige interessante Möglichkeiten. Was, wenn dieser sich über viele Spielabende hinweg den Charakteren gegenüber herablassend verhalten hat und sie jetzt seinen glücklichen Ruhestand vorbereiten müssen? Bleiben sie professionell? Oder was passiert, wenn ein eigentlich gern gesehener Adler plötzlich dunkle Seiten offenbart? Nicht nur über die Spielercharaktere kann die jeweilige Petitio Videtur viel aussagen, auch die anderen NSC-Adler werden auf diese Weise gut charakterisiert.

Die Petitio Videtur bietet viele Möglichkeiten und wir hoffen, wir konnten euch auf diese Weise neue Ideen liefern, diesen Aspekt und Hintergrund zu nutzen. Damit kommen wir auch langsam zum Ende der Artikelreihe. Wir sehen uns noch ein letztes Mal im alten Rom und dann präsentieren wir euch noch ein paar Literatur- und Quellenempfehlungen.

 

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Eagle Eyes #18: Orakel und Weissagungen im Spiel

Im letzten Artikel ging es um Orakel und Weissagungen im Allgemeinen. Dieses Mal wollen wir etwas praktischere Beispiele aufzeigen, wie ihr dieses Thema mit in eure Spielsitzungen von Eagle Eyes – In den Schatten Roms bringen könnt.

 

Wahrsagen als Hintergrund-Fluff

Viele Römer waren abergläubisch und diese Eigenheit kann der Spielwelt einiges an Tiefe verleihen. Das kann z. B. der Fall sein, wenn ein Spieler es als besonderen Charakteraspekt seines SC ansieht. Oder wenn die Spieler im Spiel damit in Berührung kommen. Ein Prophet könnte auf dem großen Platz von schlimmen Ereignissen fabulieren oder einen der Adler am Arm packen und mit weit aufgerissenen Augen „Zeus sieht dich und deine Sünden! Kehre ab von deinem Tun!“ flüstern.

 

Je nach dem, wohin sich die Spieler wenden, könnten sie anderen dieser Art über den Weg laufen oder sich mit ihnen auseinandersetzen müssen. Haben die Adler etwas mit einer größeren, offiziellen Senatsangelegenheit zu tun, könnte ihnen ein Augur einen Strich durch die Rechnung machen, weil durch dessen Götterbefragung die dringende Versammlung abgesagt werden soll. Oder sie bekommen es mit einem Pontifex zu tun, der in den nächsten Tagen auf Geheiß der Götter alle Gerichtstermine absagen lässt. Im Geheimen könnten es eine Sibylle sein, die im Zentrum eines Mysterienkults sitzt und deren Weissagungen die Adler zum Handeln zwingt.

Gesprächspartner könnten sich durch ein Omen plötzlich umentscheiden. Im vorherigen Artikel wurden nur die großen Wahrsage-Methoden aufgelistet, doch selbst Kleinigkeiten wie ein Niesen, Stolpern oder ein Hahnenschrei konnten als kleine Zeichen der Götter interpretiert werden.

 

Vielleicht nehmen die Adler an einer Opferung Teil und hören die vorausgesagte Zukunft, welche die Eingeweide des Opfertiers offenbaren oder sie erleben eine Vogelschau, hören die Flötenspieler, die diese Zeremonie begleiten und mit ihrer Musik die Singvögel anlocken möchten. Was davon ist vielleicht auch ein Zeichen der Götter an die SC?

Oder aber eine Prophezeiung hat die Menge in Aufruhr versetzt. Eine Spannung liegt in der Luft, weil sich ein Magistrat über den Ratschluss der Götter hinweggesetzt hat und nun erwartet jeder, dass bald etwas Schlimmes passiert. Muss die Lage entschärft werden oder kann man sie ggf. für eigene Zwecke verwenden?

 

Das Ganze sollte aber natürlich nicht übertrieben werden. Lasst es ein Teil der Welt werden und rückt es immer wieder mal in den Fokus, gebt ihm aber nicht zu viel Raum im Alltag. Auch müssen die Symbole und Zeichen sowie die Prophezeiungen nicht ausformuliert sein. Wichtiger ist das grundsätzliche Urteil, dass die Götter dem Wahrsager zufolge gefällt haben, und das Gefühl, dass dadurch bei den Zuhörern hervorgerufen wurde.

 

Wahrsagen als Werkzeuge für die Spieler

Es gibt aber natürlich auch noch die Möglichkeit, dass die Adler (ähnlich wie viele Senatoren und andere Mächtige) diese Rituale und Entscheidungsfindungen geschickt nutzen, um damit das Schicksal zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Vielleicht ist euch beim Lesen schon die eine oder andere Idee durch den Kopf geschossen. Hier möchten wir ebenfalls ein paar weitere Ansätze liefern.

 

Bestechung

Bestechung ist natürlich immer eine gute Möglichkeit. Vielleicht haben die Adler herausgefunden, dass sich ihre Zielperson regelmäßig an eine bestimmte Person wendet, um sich den Urteilsschluss der Götter deuten zu lassen. Vielleicht lässt sich mit klingender Münze die Zielperson auf diese Weise gut steuern. Oder aber der Priester, Haruspex etc. ist nicht bestechlich und es muss vielleicht eine andere Überzeugungsform gefunden werden?

 

Eigene Träume erschaffen

Oder nehmen wir die Traumdeutung. Wenn eine Zielperson sich gerne dem Rausch hingibt und daraus Einsichten für die Zukunft erhofft, könnten sich die Adler nicht in dessen Kammer schleichen und ihm eine geeignete Version einflüstern oder vielleicht sogar ihn aus dem Schlaf reißen und ihm den Traum vorspielen? Dazu müsste man natürlich im Vorhinein wissen, welche Symbole der Traumdeuter wie auslegt und ggf. muss bei der Zielperson mit speziellen Rauschmitteln noch etwas nachgeholfen werden, damit er bei dem ganzen Theaterstück auch nicht zu vollem Bewusstsein kommt.

 

Das Schicksal in die eigenen Hände nehmen

Es gäbe auch die Möglichkeit, dass einer der Adler sich als Weissager ausgibt und das Schicksal in die eigenen Hände nimmt oder das die Adler anderweitig Zeichen fälschen müssen. Wie könnte man die Vogelschau zu den eigenen Gunsten präparieren? Oder ein Gewitter fälschen?

 

Wahrsagerei regeltechnisch abbilden

Nachdem wir bisher immer von einem narrativen Ansatz an das Thema herangegangen sind, sehen wir uns doch mal an, ob die Wahrsagerei sich nicht auch in den Regeln wiederspiegeln kann.

 

Mit Wahrsagen Aspekte erschaffen

Wir haben bereits davon gesprochen, dass viele Römer die göttlichen Botschaften äußerst ernst nahmen. In diesem Zusammenhang ist es natürlich nur logisch, dass sich diese auch gelegentlich als Aspekte im Spiel manifestieren können. Wem von den Göttern nahegelegt wird, er soll sein aktuelles Tun nicht fortführen, bei dem heißt es „Die Götter sind dagegen“. Wem Erfolg in Aussicht gestellt wurde, der fühlt sich, als hätte er „Die Götter im Rücken“.

 

Wahrsagen mit Hilfe der Fate-Karten

Eine weitere Möglichkeit wäre, dem ganzen Abenteuer einen Wahrsage-Aspekt zu verleihen, in dem ihr die Schicksalsgötter selbst befragt. Nehmt dazu den „Würfel“-Kartenstapel aus den Fate-Karten, mischt diesen und zieht eine Karte. Verwendet jetzt den Aspekt, der oben rechts steht und erschafft daraus eine kurze Vision. Das Ganze sollte nicht länger als ein oder zwei Minuten dauern.

 

Wurde zum Beispiel „Gerade noch davongekommen“ gezogen, dann könnte in der Vision von einem Reh die Rede sein, das von einem hungrigen Wolf angefallen wird, doch im letzten Moment kann es seinem Zugriff entkommen. Wer es etwas stärker einschränken möchte, könnte natürlich von einem Hasen und einem Adler sprechen, damit wären die Rollen der beiden Parteien in der Vision aber schon ziemlich festgelegt.

Wenn es das Abenteuer hergibt, kann diese Vision tatsächlich den Charakteren offenbart worden sein. Wenn sich z. B. einer der Charaktere sehr stark vom Willen der Götter abhängig macht und die Erkenntnisse mit seinen Kollegen teilt oder die Sinistram vielleicht sogar ein Orakel in ihren Reihen haben.
Der gezogene Aspekt wird zum festen Aspekt, der die Spielesitzung über gilt. Die Spieler sowie die SL können diesen dann einsetzen/reizen. Die Spieler in Situationen, bei denen ihnen diese Weissagung vermeintlich Mut zuspricht und die SL, wenn die Weissagung in den Charakteren Zweifel am Gelingen oder an der Richtigkeit ihres Tuns oder an der Herangehensweise aufwirft.

Im obigen Beispiel könnten die Charaktere natürlich glauben, dass sie das Reh symbolisieren und sie der brenzligen Situation, in der sie gerade stecken, doch noch im letzten Moment entkommen können oder die SL reizt den Aspekt, wenn die Charaktere zu direkt vorgehen. Wenn sie sich, wie der Wolf, direkt auf ihr Ziel stürzen, dann ist ihnen kein Erfolg beschieden. Sie sollten ihre Pläne lieber etwas verfeinern und überdenken.

Freie Einsätze für diese Aspekte

Wenn ihr dem Wahrsage-Aspekt noch mehr Gewicht verleihen wollt, dann könnt ihr freie Einsätze zulassen. Wurde eine positive Karte gezogen, kann der Aspekt von den Spielern einmal kostenfrei eingesetzt werden. Wurde die +4 gezogen, dann sogar zweimal. Das gleiche gilt für die SL, wenn eine negative Karte gezogen wurde. Bei einer 0 ist einfach nur der Szenenaspekt ohne freie Einsätze erschaffen worden.

 

Wahrsagen als Abenteueraufhänger

Natürlich gibt es aber auch noch die Möglichkeit, dass sich das Abenteuer um das Thema Wahrsagerei dreht. Zum Abschluss hier noch eine Idee dazu.

 

In Kassandras Namen

Kassandra war die wunderschöne Tochter des trojanischen Königs und dessen Frau. Apollon liebte sie und schenkte ihr eine enorme seherische Fähigkeit. Sie erwiderte diese Liebe jedoch nicht, worauf hin Apollon sie damit strafte, dass sie zwar weiterhin die Zukunft sehen konnte, unter anderem sagte sie den Fall Trojas voraus, doch niemand schenkte ihr Glauben.

Eine junge Seherin ist in Rom eingetroffen, die sehr exakte Aussagen über zukünftige Ereignisse preisgibt, die bisher alle in Erfüllung gegangen sind. Das wäre für die Adler noch nicht weiter schlimm, hätte sie vor kurzem nicht in aller Öffentlichkeit die nächsten Ziele der Adler vorausgesagt. Ist sie tatsächlich eine echte Seherin oder hat sie Einblicke, die eigentlich nur den Sinistram selbst gegeben sind? In jedem Fall wird der nächste Auftrag für die Adler deutlich schwerer, denn ihr nächstes Ziel hat aus Angst seine Vorsichtsmaßnahmen verstärkt.

 

Außerdem scheint es, dass selbst die Sinistram Respekt vor dieser Frau haben, weshalb sie eine direkte Herangehensweise ausschließen. Stattdessen soll sie den Weg der Kassandra gehen. Die SC werden damit beauftragt, die nächsten Voraussagen zu verhindern und die Gesellschaft dahingehend zu beeinflussen, dass man ihren Worten keinen Glauben mehr schenkt. Doch das ist leichter gesagt, als getan, wenn sich selbst das Schicksal gegen diesen Auftrag aufzulehnen scheint. Was, wenn es genau ihrer Taten bedarf, dass das Vorausgesagte eintritt? Damit würden sich die Sinistram aber nicht zufriedengeben.

 

Abschließende Worte

Das war doch wieder eine ganze Menge. Wir sehen uns beim nächsten Artikel. Dann schweben wir auch nicht mehr länger in den göttlichen Sphären, sondern bewegen uns wieder deutlich näher an euren Charakteren. Die Würfel kommen dann auch wieder zum Einsatz. Man liest sich.

Eagle Eyes #17: Ein Überblick über Orakel und Weissagungen

„Wenn Krösus den Halys überschreitet, wird er ein großes Reich zerstören.“ Mit diesem berühmten Ausspruch des Orakels von Delphi zog der letzte König von Lydien siegessicher in den Krieg, doch am Ende war es sein eigenes Reich, das seinen Untergang fand. Ein schönes Beispiel für das Thema, dem wir uns heute widmen möchten: die Wahrsagerei. Diese wird im Settingband von Eagle Eyes – In den Schatten Roms nur kurz angerissen, spielte in der römischen Republik jedoch eine wichtige Rolle und kann in verschiedenen Bereichen gut eingebunden werden.

 

Wahrsagerei im alten Rom

Damals war man der festen Überzeugung, dass die Götter den Menschen über Zeichen ihre Zustimmung oder Ablehnung kundtaten. Aus diesem Grund wurden größere Entscheidungen sowohl auf politischer als auch privater Ebene nur getroffen, wenn vorher die Götter dazu befragt worden waren.

 

Die verschiedenen Wahrsager Roms

Betrachten wir uns erst einmal, wer damals diese besondere Gabe besaß. Schließlich gab es vor allem im staatlichen Bereich feste Rollen und Zuständigkeiten.

 

Die Auguren

Wenn es um die offizielle Wahrsagerei geht, standen die Auguren ganz oben auf der Liste. Sie waren spezielle Beamte, die mit Hilfe z. B. der Vogelschau prüften, ob ein geplantes Unternehmen das Wohlwollen der Götter genoss. Sie konnten sowohl vom römischen Senat als auch von Privatpersonen, allen voran den Familienoberhäuptern, befragt werden. Hauptsächlich aber wurden sie von einem Magistrat beauftragt, bevor politische Entscheidungen getroffen wurden. Dazu gehörte z. B. das Einsetzen eines neuen Magistrats, das Ausrufen von Kriegen und Feldzügen, die Einführung neuer Gesetze und dergleichen.

 

Der Augur führte dann eine auspicia (Vogelschau) durch, bei der am Ende entweder eine positive (nuntatio) oder negative Entscheidung (obnuntatio) verkündet wurde. Gab der Augur bekannt, dass die Götter das fragliche Ereignis ablehnten, dann wurde es mit großer Sicherheit abgebrochen. Der Magistrat konnte sich zwar dieser Entscheidung widersetzen, doch wurde ein solches Verhalten mit äußerstem Misstrauen betrachtet. Sollten sich sogar negative Konsequenz daraus ergeben, dann konnte dies schwere Strafen für den uneinsichtigen Magistraten nach sich ziehen. Dasselbe galt für den Auguren, wenn diesem eine falsche Interpretation nachgewiesen werden konnte.

 

Das Besondere an den Auguren war, dass sie nur deuteten, ob die Götter eine bestimmte Handlung befürworten oder ablehnten. Anders als bei sonstigen Wahrsagern oder Zukunftsdeutern gaben sie keine Handlungsaufforderung ab. Dennoch waren sie es, die bei vielen politischen Entscheidungen die Macht hatten, diese zu verhindern, weshalb sie zu den mächtigsten Männern Roms zu zählen sind.

 

Die Pontifices

Darüber hinaus gab es mehrere offizielle Stellen, zu deren Aufgaben es auch gehörte, den Rat der Götter einzuholen. Da wären zum einen die Pontifices, die man am ehesten als sakrale Beamte bezeichnen könnte. Sie überwachten die Einhaltung aller religiösen Vorschriften. Wichtig für uns ist in dem Zusammenhang vor allem, dass sie als Berater in religiösen Belangen fungierten und dazu zählten damals auch rechtliche Belange und das Gesetz betreffende Fragen.

 

Ein Pontifex hatte Einblick in die geheimnisvollen Wege der Götter und teilte dieses Wissen auf Anfrage unentgeltlich mit den Ratsuchenden.

 

Die Flamines

Zum selben Kollegium gehörten noch die Flamines. Ein Flamen war ein Priester im Dienste jeweils einer bestimmten Gottheit und konnten ebenfalls die Zukunft mit Hilfe verschiedener Methoden voraussagen. Fühlte man sich mit seiner Frage zu einem speziellen Gott hingezogen, dann wendete man sich gerne an den dafür zuständigen Flamen.

 

Die sibyllinischen Bücher

Zudem gab es da noch die sibyllinischen Bücher, eine Sammlung von griechischen Orakelsprüchen, die von einer Wahrsagerin (Sibylle) erstellt worden sein sollen. Diese wurden zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms vom Quindecimviri sacris faciundis, einem 15 Mann starken Priesterkollegium bestehend aus Patriziern und Plebejern, im Geheimen aufbewahrt und in Krisenzeiten auf Antrag des Senats mit Hilfe zweier griechischer Übersetzer konsultiert.

 

Hierbei muss aber erwähnt werden, dass das Kollegium lediglich das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentierte und nicht, wie die Befragung der Bücher vonstattengegangen war. Geschickte Adler haben hier einige Möglichkeiten, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen, sofern sie Zugang zu dem Kollegium und/oder den zeremoniellen Riten erhalten.

Die Weissagungen sollten hierbei vor allem die richtigen religiösen Handlungen und Zeremonien wiedergeben, um größere Unglücke zu verhindern oder nach besonderen Ereignissen (wie einem Erbeben, einer Seuche oder bei der Sichtung eines Kometen) zu sühnen.

 

Die Haruspices

Außerhalb der römischen Priesterschaft gab es zudem noch die Haruspices, in der Regel Priester einer nicht-römischen Gottheit. Zwar konnte es vorkommen, dass ein Haruspex auch für den Senat tätig wurde, dann aber höchstens in beratender Funktion. Die Beziehung der Römer zu ihnen schwankte zudem über die Jahrhunderte hinweg teils sehr stark und konnte von bloßer Skepsis bis hin zu Verboten reichen. Zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms erlebten sie eine Hochzeit und hatten sich zu einem 60 Mann starken Kollegium zusammengeschlossen.

Sibyllen & Propheten

Zudem sind noch die Sibyllen und Propheten zu nennen, wobei eine Sibylle eine Prophetin war, die ihre Weissagungen meistens in einem ekstatischen Zustand kundtat. Eigentlich sind sie mehr im Orient und Griechenland zu finden, aber da sie sich sehr stark zu Erdgöttinnen zugehörig fühlen, kann man sie bei Bedarf mit einem römischen Mysterienkult, der sich der Magna Mater Kybele verschrieben hat, verbinden und sie damit nach Rom ziehen.

 

Grundsätzlich unterscheiden sich Sibyllen und Propheten von den bisher genannten, dass sie sich im direkten Auftrag einer Gottheit sehen. Priester hingegen dienen zwar einem Gott, erfragen aber nur bei Bedarf ihren oder seinen Ratschlag. Propheten eignen sich im Spiel sehr gut als feurige Redner inmitten einer Menge, wo sie Unruhe stiften könnten oder eine für die Adler ungünstige Stimmung erzeugen.

 

Verschiedene Wahrsage-Methoden

Neben der oben bereits erwähnten Methode, die sibyllinischen Bücher zu Rate zu ziehen, gab es noch einige weitere Methoden.

 

Der Vogelflug

Die Vogelschau wurde von den Auguren durchgeführt, wobei keine direkten Fragen beantwortet wurden. Stattdessen erfuhr man lediglich, ob die Götter mit dem Vorhaben einverstanden waren oder eben nicht.

 

Zu diesem Zweck wurde vom Auguren ein rechteckiger Bereich im Himmel festgelegt, in dem die Deutung erfolgen sollte. In Rom gab es zudem das auguraculum, einen festgelegten Platz auf dem Capitol, an denen diese Art der Deutung durchgeführt wurde.

 

Es konnten verschiedene Elemente zur Deutung herangezogen werden. Da war zum einen der Gesang von Singvögeln, aber eben auch der Flug. Hierbei war von Bedeutung, welche Art von Vogel zu welcher Tages- und Jahreszeit wo zu sehen war. Erschien zum Beispiel ein Rabe zur Linken, war das ein positives Zeichen. Es konnte aber auch das Fressverhalten von Hühnern gedeutet werden.

 

Die Leberschau

Eine etwas detaillierte Weissagung wurde mit Hilfe der Eingeweideschau erreicht. Zu diesem Zweck wurde ein Opfertier geschlachtet und die Eingeweide nach ihrem Aussehen und auf ihre Beschaffenheit geprüft. Allen voran war die Leber von besonderem Interesse, da sie wie das Herz als Sitz des Lebens galt.

Für die Leberschau wurde das Organ in mehrere Bereiche unterteilt. Zum einen stand die rechte Seite für die Person, die die Befragung angeordnet hatte und die linke galt den äußeren Verhältnissen. Außerdem waren weitere Bereiche der Leber unterschiedlichen Göttern und damit Lebensbereichen zugeordnet. Besondere Merkmale in diesen Bereichen wurden dann als Zeichen der Götter gedeutet, wobei Missbildungen und dergleichen als negative Omen und besonders gesunde Exemplare als positive Zeichen angesehen wurden.

 

Die Blitzlehre

Diese Form der Weissagung wurde von den Auguren durchgeführt, es wurden aber vom Senat nicht selten Haruspices als Berater herangezogen.
Blitze waren eindrucksvolle Naturphänomene, die den Göttern zugeschrieben wurden und an denen man ihren Willen ablesen konnte. Dabei beobachtete man, woher ein Blitz kam sowie seinen Verlauf und wo er ggf. einschlug und zu welcher Tageszeit er auftrat. Zudem unterschied man verschiedene Arten von Blitzen, die dann verschiedenen Göttern zugeordnet wurden. Orte, an denen ein Blitz eingeschlagen hatte, wurden als besonders heilig angesehen und mit besonderen Einfassungen (Puteale) versehen.

 

Es konnten auch andere Himmelserscheinungen wie Wolkenformen, Regen oder Lichterscheinungen wie Regenbögen von Bedeutung sein.

 

Würfel

Sehr beliebt bei den Römern war die Weissagung mit Würfeln. Hierzu wurden fünf Würfel verwendet, die aus quaderförmigen Sprunggelenkknöchelchen meistens von Schweinen, Ziegen oder Schafen gemacht waren und die vier unterschiedlich geformte Seiten zeigen konnten. Diese Seiten hatten unterschiedliche Zahlenwerte (1, 3, 4 & 6).

 

Um nun die Zukunft vorauszusagen gab es unterschiedliche Methoden. Entweder es wurde die Gesamtsumme des Wurfs gezählt und das Ergebnis stand dann für einen griechischen Buchstaben, der mit Hilfe des Buchstabenorakels interpretiert wurde. So stand die 30 für das Alpha, 28 Beta (29 war mit den Würfeln nicht möglich) etc. und im Orakel stand Alpha für: „Alles wirst du glücklich tun, das sagt der Gott.“

 

Eine weitere Methode war die Kombination der Würfelwerte, d. h., welcher Wert an welcher Stelle erwürfelt worden war. Diese Methode war sehr beliebt und die daraus resultierenden Ergebnisse und deren Deutungsmöglichkeit standen sogar als Steintafeln auf einigen Marktplätzen. Ein Beispiel hierfür wäre: 1,1,1,6,4 [Summe:] 13. Von Aphrodite fallen drei Einser, dann ein Sechser, als fünfter ein Vierer: Reise, wohin du willst! Froh wirst nämlich nach Hause du kommen, finden wirst du und tun, was du in deinem Herzen erwägst. Aber bete zu Aphrodite und dem Sohn der Maia [Hermes].

 

Träume

Eine weitere Methode bestand darin, sich die eigenen Träume von Traumdeutern entschlüsseln zu lassen. Man glaubte hierbei, dass die Götter einem vor allem im berauschten Zustand Einsichten schenken würden, weshalb es spezielle Heiligtümer gab, in denen man sich betrinken und in einer Kammer seinen Rausch ausschlafen konnte. Am nächsten Morgen deutete der ansässige Traumdeuter einem gegen einen kleinen Obolus dann die nächtlichen Visionen.

 

Das Orakel

Hierbei handelte es sich um eine Person, durch welche die Götter direkt zu den Menschen sprachen. Das geschah aber selten in direkter Weise. Stattdessen waren die Sinnsprüche oft kryptischer Natur. Meistens standen Berater zur Verfügung, die einem bei der Deutung der Worte halfen.

 

Noch weitere Methoden

Natürlich streifen wir damit nur die Spitze des Eisberges. Darüber hinaus gab es noch viele andere Möglichkeiten wie Lose, Bücherbefragungen usw., um den Willen der Götter zu erfragen und in den oben aufgeführten Punkten haben wir ebenfalls nur einen winzigen Teil dessen aufgezeigt, was damit zusammenhängt. Es soll aber auch nur darum gehen, ein Gefühl dafür zu vermitteln.

Aus diesem Grund wollen wir im nächsten Artikel dann auch etwas praktischer werden. Wir schauen uns nämlich an, wie wir die bisher angehäuften Informationen auf die eine oder andere Weise ins Spiel einbauen könnten.

Eagle Eyes #16: Mysterienkulte in Eagle Eyes

In Eagle Eyes – In den Schatten Roms verkörpern die Spieler Mitglieder einer Geheimgesellschaft. Mit dieser Geheimniskrämerei sind sie in der Antike nicht allein, auch wenn die meisten anderen Zusammenschlüsse mehr einem spirituellen Zweck dienten. In diesem Artikel wollen wir uns dementsprechend Mysterienkulte genauer anschauen und aufzeigen, wie sie Aufhänger für ein Abenteuer sein könnten.

Allgemeines zu den Mysterienkulten
Viele Römer jener Zeit hatten ein Problem: Der übliche Ahnenkult, anhand dessen sie ihre Abstammung bis zu den Göttern zurückverfolgten, reichte nicht länger aus, um die wichtigen Fragen nach dem Leben, dem Tod und dem, was danach kommt, zu beantworten. Diese spirituelle Sinnkrise linderten die Mysterienkulte, in denen Götter angebetet wurden, die den Menschen näher zu stehen schienen. Etwa, weil sie einst Menschen waren und dann den Status eines Gottes erlangten oder als solcher wiedergeboren wurden.

In diesem Streben war es nicht länger von Bedeutung, woher diese Götter ursprünglich stammten. Es konnten auch Götter aus anderen Ländern sein, darunter z. B. Isis und Osiris aus Ägypten oder der griechische Gott Dionysos. Diese wurden dann entweder direkt so angebetet oder mit bereits bestehenden Göttern verbunden. Oft waren es Legionäre, welche einen Großteil der bekannten Welt bereist hatten, die diese Kulte nach Rom und darüber hinaus in den Rest des römischen Reichs brachten.

 

Aber ist das auch historisch korrekt?

Jetzt liegen Kulte wie der des Liber Pater, der Mithraskult oder der Kybele- und Attiskult meistens vor allem zeitlich, aber auch – wie im Falle der samothrakischen Mysterien – örtlich außerhalb dessen, was Eagle Eyes – In den Schatten Roms im Kern abbildet. Wie aber sowohl im Settingband, als auch an anderer Stelle in dieser Artikelreihe erwähnt, sollte man sich davon nicht abhalten lassen. Vor allem, da die Kulte in diesem Punkt einen enormen Vorteil bieten.

Ihr ganzer Sinn und Zweck fußt per se auf Geheimniskrämerei, weshalb die Spielleitung ohne schlechtes Gewissen sie eben dort auf eine Weise ins Spiel einbauen kann, wo und wie es der Geschichte am zuträglichsten ist. Und wenn der Kult eigentlich erst 200 Jahre später in Erscheinung trat? Nun, dann waren sie davor einfach deutlich besser darin, ihre Rituale im Geheimen abzuhalten.

 

Warum Mysterienkulte in Eagle Eyes?

Mysterienkulte sind sehr häufig elitäre Gruppierungen, die den meisten ihrer Anhänger eine Ablenkung und eine spirituelle Selbsterfüllung bieten. Ihre Traditionen, Regeln und Riten sind zwar geheim, doch stellen sie für den normalen Lauf der Republik keine Gefahr dar. Ganz im Gegenteil geben sie den Römern etwas zu tun. Viele Mysterienkulte waren auch in der Öffentlichkeit präsent und zogen beispielsweise zu Festtagen durch die Straßen. Nur die großen Geheimnisse wurden hinter verschlossenen Türen praktiziert. Somit dürften die meisten Kulte für die Belange der Adler in Eagle Eyes – In den Schatten Roms irrelevant sein.

Was aber, wenn ein Kultführer darunter ist, der weltliche Ziele verfolgt und diese Göttergläubigkeit geschickt für eben diese Ziele zu lenken versteht? Oder wenn die spirituellen Lehren eine andere Gesellschaft als die römische Republik oder die römische Lebensweise fordern? Auch wenn den Kultmitgliedern die menschliche Abstammung ihres Anbetungsziels wichtig ist, so sind sie dennoch von dessen Göttlichkeit überzeugt und erkennen seine Macht an.

Wenn dieser Gott nun von ihnen Taten verlangt, durch die sie seinem Vorbild folgen, werden diese Taten auch so vollbracht. Fanatische Anhänger können sowohl der römischen Republik im Allgemeinen als auch den Adlern im Speziellen besonders gefährlich werden. Ein gutes Beispiel für die Gefährlichkeit fanatischer Glaubengruppen, stellten im Mittelalter die Haschaschinen (Assassinen) dar.

Man stelle sich eine Senatorensitzung vor, bei der plötzlich ein Senator aufspringt, „Osiris verlangt nach dir“ brüllt und einen anderen Senator niedersticht. In einem Fest verfallen mehrere Frauen plötzlich in Raserei und greifen willkürlich Personen an. Verschiedene einflussreiche Personen werden tot in ihren Häusern aufgefunden. Verschleiert auf einem Stuhl sitzend und mit einem Kranz aus Mohn auf dem Haupt. Jedes für sich könnte ein Aufhänger für ein Abenteuer sein, bei dem ein Kult seine Finger im Spiel hat.

Mysterienkult am Beispiel Dionysos

Wer sich ein bisschen die Beschreibungen über die Götter in einem Lexikon oder den jeweiligen Wikipedia-Einträgen durchliest, findet schnell Fakten, die sich mit ein wenig Einsatz zu interessanten Ausgangspunkten für Fanatiker umschreiben lassen. In diesem Sinne schauen wir uns doch einfach mal Dionysos an.

Dieser griechische Gott, bei den Römern später unter dem Namen Bacchus bekannt, besaß eine besondere Anziehungskraft. Vorrangig als Gott des Weines und der Fruchtbarkeit bekannt, zählte er aber auch den Wahnsinn und die Ekstase zu seinen Fachgebieten. Zudem wurde er mit der Unterwelt in Verbindung gebracht, aus der er in regelmäßigen Abständen empor- und wieder hinabstieg und damit zu einem sterbenden und wieder auferstehenden Gott wurde. In den gängigsten Überlieferungen hatte der Sohn von Zeus zudem eine sterbliche Mutter, Semele genannt.

Etwa 200 v. Chr. kam der Kult in Italien an und wurde bereits 186 v. Chr. verboten, was ihn aber lediglich in den Untergrund vertrieb. Ihm wurden verschiedene Verbrechen, vor allem sexuelle Misshandlungen und Mord, vorgeworfen. Ob das tatsächlich der Fall war oder ob es anderweitige Gründe hatte, ist nicht bekannt. Für Eagle Eyes – In den Schatten Roms wäre es natürlich interessanter, wenn die Anschuldigungen gegenüber dem Kult tatsächlich wahr wären oder sich gar noch weiter ausbreiteten. Welche namhaften Personen waren vielleicht Teil des Kultes? Wer waren die Mordopfer und welchem Zweck dienten die Morde?

Aber noch einmal zurück zum Kult an sich. Grundsätzlich soll Sex eine große Rolle im Kult gespielt haben und die Aufnahmeriten sollen besonders furchteinflößend gewesen sein. Waren die unter Tags gefeierten Feste vor allem fröhliche Feiern, konnte es nämlich in der Nacht schon deutlich rauer zugehen. Von Orgien bis hin zu rituellen Opferungen, bei denen Tiere und wohl sogar Menschen mit bloßen Händen zerrissen wurden, war die Rede. Diese Opferungen, Sparagmos genannt, sollen vor allem von den Mänaden, weiblichen Kultanhängerinnen, ausgeführt worden sein, die in eine Berserkerwut verfielen.

Dieser Kult bietet für jeden Geschmack etwas, wenn es um Mysterienkulte in Fate Noir geht: Blut, Sex und Alkohol. Frei nach Nietzsche stellt sich die Frage, wie tief die Adler in den Kult blicken können, bevor dieser in sie blickt? Früher oder später werden die Adler die reine Beobachterrolle aufgeben müssen, um in die inneren Kreise vorzudringen, und dann werden sie zwangsläufig mit den Riten und Festlichkeiten in Berührung kommen. Können sie den dargebotenen Reizen widerstehen? Können sie es sich überhaupt leisten, diesen aus dem Weg zu gehen, ohne ihre Tarnung aufzugeben? Oder versinken sie Stück für Stück im Strudel des Dionysos? Was ist schon ein Schluck Wein oder ein flüchtiger Kuss. Doch die Satyrn und Nymphen kennen viele Wege, den Leib und den Geist zu berauschen, und wer weiß, was in den großen Feuerschalen alles verbrannt wird.

Bauen wir uns einen Kult

Das obige Beispiel ist ein guter Ansatz für den narrativen Teil. Wir kennen den Gott, um den es geht, und seine Zuständigkeitsbereiche im Pantheon. Auch kennen wir Punkte, die für die Anhänger interessant sind. Wir können außerdem davon ausgehen, dass für viele neben den spirituellen Ansätzen auch die körperlichen Sinneserfahrungen ein ausschlaggebendes Argument sind, sich dem Mysteriumskult anzuschließen.

Fassen wir das also noch einmal in ein paar Fragen zusammen: Welcher Gott/welche Götter wird/werden im Kult verehrt? Was sind die Hauptargumente, die für eine Teilnahme am Kult sprechen? Was versprechen sich die Kultanhänger? Wie offen agiert der Kult? Wie ist das öffentliche Ansehen des Kultes, wie sein rechtlicher Stand?
Ihr müsst kein umfassendes Geschichtsstudium dafür absolviert haben. Haltet den Kult grundsätzlich einfach, denn komplizierter wird er normalerweise von selbst. Sowohl Enzyklopädien als auch Wikipedia bieten genug Informationen. Es geht den Adlern auch nicht um die religiösen Tiefen des Kultes. Dieser ganze Aufbau dient rein der Stimmung und erster Ansätze, wie sich der Kult in die Geschichte einbauen lässt. Wichtiger ist der Intrigen-Unterbau, zu dem wir Euch im Folgenden ein paar Denkansätze bieten möchten.

Wählt einen Hauptdrahtzieher und dessen Pläne. Welche Ziele verfolgt er und wozu braucht er den Kult? Stellt ihm vielleicht noch ein oder zwei benannte Personen zur Seite, die dieses Ziel mittragen. Der Rest des Kultes sind namenlose Anhänger.

Wie weit stimmen die wahren Ziele des Kultführers mit den vermeintlichen des Kultes überein? Sind sich die Kultanhänger dieser Ziele bewusst und falls nein, was würde geschehen, wenn sie davon erführen? Sind die Anhänger lediglich eine Ablenkung, Mittel zum Zweck oder (willentliche) Werkzeuge des Anführers? Verschaffen sie dem Kultführer vielleicht Zugang zu Bereichen oder Optionen, die er ansonsten nicht hätte?

Des Weiteren ist natürlich noch interessant, wie weit der Kult verbreitet ist, welche „Macht“ er besitzt (wie wohlhabend und einflussreich er ist) und wie fanatisch seine Anhänger sind. Welche Mittel setzt der Kult ein, um seine Ziele zu erreichen und wie weit konnten diese Ziele vielleicht schon erreicht werden?

Wenn es dann für die Adler an die Arbeit geht, ist es natürlich noch interessant, wie offen der Kult agiert und wie gut er seine Geheimnisse auch geheim halten kann. Ist es den Adlern grundsätzlich möglich, von außen zu agieren und trotzdem wichtige Informationen zu erlangen oder müssen sie den Kult infiltrieren? Wenn sie von außen nichts erreichen können, welche Möglichkeiten haben die Adler dann? Können sie in die Kultstätten gelangen oder die Versammlungen belauschen? Wenn ja, wo sind diese und wie sind die Sicherheitsmaßnahmen? Was, wenn die Adler den Kult von innen heraus ausspionieren möchten? Wie kann der Kult kontaktiert werden? Ist er offen aktiv oder nur eine eingeschworene Gemeinschaft ohne Präsenz in der Öffentlichkeit? Kann jeder um eine Aufnahme bitten oder herrscht ein strenges Auswahlverfahren, bei dem es vielleicht sogar einen oder mehrere Fürsprecher innerhalb des Kultes bedarf?

Was sind die Aufnahmeriten und wie lange dauern sie? Müssen bestimmte Aufgaben erfüllt oder Prüfungen bestanden werden? In wie weit stellt der Kult Nachforschungen zum neuen Anwärter an?

Ihr müsst das keinesfalls alles bis ins kleinste Detail ausarbeiten. Es geht hier mehr darum, ein Gefühl für euren Mysterienkult zu bekommen und dafür, welche Stimmung ihr mit ihm erzeugen wollt.

Abschließende Worte

Wie bei vielen Themen sollte die Gruppe im Vorhinein klar über die Grenzen eines jeden Spielers gesprochen haben, um unangenehme Spielmomente zu vermeiden. Das obige Beispiel zeigt, dass bei Mysterienkulten sehr schnell Themen in den Fokus rücken können, die nicht für alle geeignet sind. Seien es nun sexuelle Handlungen oder aber auch sektenartige Strukturen an sich. Eagle Eyes – In den Schatten Roms bietet als Fate Noir Setting einen guten Ausgangspunkt, auch solche Themen in Abenteuer zu packen. Sprecht aber in jedem Fall vorher darüber.

Ansonsten wünsche ich noch ein schönes Spiel und ich hoffe, ihr seid auch beim nächsten Thema wieder dabei, dann wieder ein etwas leichteres.

Eagle Eyes #14: Römische Namen

Nachdem Eagle Eyes – In den Schatten Roms jetzt offiziell im Handel ist, wollen wir uns heute einem Problem widmen, dem sich wahrscheinlich viele angehende Adler und auch NSC des Settings gegenübersehen werden: Wie heiße ich denn nun eigentlich?

Wir können und wollen an dieser Stelle keine allumfassenden Informationen über Namen im antiken Rom bieten. Die Intention dieses Artikels ist es, einen kurzen Überblick über das Thema zu geben und euch im Anschluss mit Hilfe von Würfeltabellen einen schnellen Namensgenerator zur Verfügung zu stellen. Wir konzentrieren uns an dieser Stelle rein auf römische Namen.

Auch gilt, dass wir uns auf die Zeitspanne konzentrieren, die auch Eagle Eyes – In den Schatten Roms in den Fokus stellt: das Ende der römischen Republik. Denn wie so vieles, so haben sich die Namen ebenfalls über die Zeit hinweg stark verändert. Zum anderen stellt dieser Artikel keine wissenschaftliche Abhandlung dar. Wir möchten Euch hiermit die Möglichkeit bieten, euren Charakteren einen römischen Anstrich zu verpassen. Für eine bessere Les- und Spielbarkeit wird dementsprechend einiges verallgemeinert.

Namen im Allgemeinen

Römische Bürger besaßen so einige Sonderheiten und -rechte, die sie vom Rest der Welt abheben sollten. Dazu gehörte auch der dreigeteilte Name (tria nomina), der nur ihnen zustand. Dieser setzte sich aus dem Vornamen (Praenomen), Familiennamen (Gentilnomen) und einem Zusatznamen (Cognomen) zusammen.

Der Vorname (Praenomen)

Der Vorname wurde von den Eltern ausgesucht, wobei der älteste Sohn meistens den Namen des Vaters übernahm. Zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms hatten sich 18 Namen besonders herausbildet (siehe Tabelle Vornamen +). Es gab noch weitere, doch diese waren deutlich seltener anzutreffen (Tabellen Vornamen 0) & Vornamen -).

In der Gesellschaft nahmen Vornamen von Frauen einen bei weitem geringeren Stellenwert ein. Er erhielt kaum Beachtung und wurde nicht selten auch einfach weggelassen. Stattdessen wurden Sie mit der weiblichen Form des Familiennamens angesprochen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt. Töchter wurden meistens Gaia oder Quinta genannt, darüber hinaus jedoch gab es noch viele weitere Namen. Der Übersichtlichkeit halber ist es angeraten, diese im Spiel auch zu nutzen, um möglichst wenige Namensüberschneidungen zu haben, da es sonst das Spiel nur unnötig erschwert.

Der Familienname (Gentilnomen)

Der Familienname war erblich und endete immer auf -ius. Um den Vater und seinen ältesten Sohn zu unterscheiden, wurde gerne der Zusatz Maior (der Ältere) und Minor (der Jüngere) verwendet.

Frauen wurden mit der weiblichen Form des Familiennamens angesprochen. Der Familienname Julius wurde dann zu Julia, Tiberius zu Tiberia, Manius zu Mania etc. Die unten aufgeführten Tabellen für Familiennamen wurden so angelegt, dass die männliche und weibliche Form jeweils an der selber Stelle der jeweiligen Tabellen zu finden sind.

Wurde bei den weiblichen Nachkommen der Familie auf den Vornamen verzichtet und hatte die Familie zwei Töchter, dann wurde ebenfalls oft mit Maior und Minor unterschieden, wobei dies nicht immer auf das tatsächliche Alter Rückschlüsse zuließ. Gab es noch mehr, dann wurde sich darüber hinaus mit Hochzählen beholfen. Die zweite Tochter erhielt dann den Zusatz Secunda, die Dritte Tertia usw.

Der Zusatzname (Cognomen)

Dieser bezog sich ursprünglich entweder auf eine besondere Leistung oder Eigenschaft einer Person, er konnte aber auch spöttischer Natur sein, so wie Crassus, was fett bedeutet. Was zuerst nur auf Einzelpersonen bezogen war, wurde zu Zeiten von Eagle Eyes – In den Schatten Roms bereits vererbt und besaß dementsprechend keinen beschreibenden Charakter mehr.

Die Cognomen wurden auch gerne dazu verwendet, um einzelne Zweige eines größeren Familienclans zu kennzeichnen.

Noch weitere Beinamen (Agnomen)

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, gibt es noch das Agnomen, das wir an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnen wollen und das den ursprünglichen Zweck des Cognomen, nämlich einen die Person beschreibenden Zusatz zu bilden, wieder ins Spiel bringt, nachdem der eigentliche Zusatzname erblich wurde und dementsprechend auch andere Personen diesen führten. Das Agnomen konnten eben wieder besondere Eigenschaften oder aber auch Erfolge in militärischer oder politischer Hinsicht widergeben.

Typische Agnomen sind z. B. Africanus oder Germanicus, die besondere militärische Erfolge kennzeichnen.

Bei den Agnomen haben wir auf eine Würfeltabelle verzichtet, da nur sehr wenige Adler zu Spielbeginn einen solchen haben dürften, wohingegen die restlichen drei für fast alle interessant sind.

Die Würfeltabellen

Die meisten Punkte haben mehrere Tabellen. Ihr könnt entweder direkt eine Tabelle aussuchen oder ihr werft zuerst einen Fate-Würfel und bestimmt dadurch eine Tabelle. Wenn ihr bei den Familiennamen ein „-“ erwürfelt habt, werft so oft neu, bis der Würfel ein „+“ oder „0“ zeigt und fahrt dann bei der jeweiligen Tabelle fort.

Werft dann mit vier Fate-Würfeln auf die Tabelle, die zu eurem Ergebnis passt.

Beginnt links oben und geht für jedes erwürfelte „+“ eine Spalte nach rechts und für jedes „-“ eine Zeile nach unten. Habt ihr nur „Nullen“ gewürfelt, dann ist der erste Eintrag euer erwürfelter Name.

Als Beispiel: Bei einem Ergebnis von 0 und +-0+ auf weibliche Vornamen wäre die erwürfelte Tabelle die Tabelle Vornamen (0) und der erwürfelte Name Quinta.

Manche Tabellen konnten nicht ganz gefüllt werden, weshalb bei diesen ggf. nur mit drei Fate-Würfeln gewürfelt werden muss.
Würfelt auf jeden Punkt einmal und setzt Euch dann Euren Namen zusammen. Viel Spaß.

 

Weibliche Vornamen

Vorname (+) 0 + ++ +++ ++++
0 Appia Gnaea Mino Septima Vopisca
- Decima Marcia Quarta Tiberia
-- Maio Prima Vibia
--- Octavia Titia
---- Spuria
Vorname (0) 0 + ++ +++ ++++
0 Aula Hosta Nona Servia Sexta
- Fausta Maxima Quinta Numeria
-- Mamerca Procula Publia
--- Paulla Tertia
---- Statia
Vorname (-) 0 + ++ +++
0 Acca Caesula Mettia Volusa
- Gaia Lucia Tulla
-- Mania Secunda
--- Postuma

 

 

Männliche Vornamen

 

Vorname (+) 0 + ++ +++ ++++
0 Marcus Gaius Titus Numerius Gnaeus
- Lucius Publius Manius Aulus
-- Quintus Tiberius Appius
--- Spurius Servius
---- Kaeso

 

Außerdem zählen noch Mamercus, Sextus und Decimus zu den 18 Vornamen, die am häufigsten vergeben wurden. Folgende Namen waren deutlich seltener anzutreffen:

 

Vorname (0) 0 + ++ +++ ++++
0 Agrippa Aruns Faustus Postumus Volero
- Ancus Denter Opiter Tullus
-- Caesar Lar Statius
--- Hostus Sertor
---- Proculus
Vorname (-) 0 + ++ +++
0 Numa Occius Statius Volusus
- Novius Salvius Vopiscus
-- Paquius Vibius
--- Trebius

 

 

Familiennamen (weibliche Form)

Familienname (+) 0 + ++ +++ ++++
0 Aemilia Calpurnia Fulvia Octavia Tullia
- Aurelia Domitia Livia Servilia
-- Claudia Iunia Sempronia
--- Galeria Postumia
---- Pompeia
Familienname (0) 0 + ++ +++ ++++
0 Antonia Cassia Furia Papiria Valeria
- Caecilia Fabia Manlia Sulpicia
-- Cornelia Licinia Sergia
--- Iulia Quinctia
---- Porcia

 

 

Familienname (männliche Form)

Familienname (+) 0 + ++ +++ ++++
0 Aemilius Calpurnius Fulvius Octavius Tullius
- Aurelius Domitius Livius Servilius
-- Claudius Iunius Sempronius
--- Galerius Postumius
---- Pompeius
Familienname (0) 0 + ++ +++ ++++
0 Antonius Cassius Furius Papirius Valerius
- Caecilius Fabius Manlius Sulpicius
-- Cornelius Licinius Sergius
--- Iulius Quinctius
---- Porcius

 

 

Zusatzname

0 + ++ +++ ++++
0 Fabianus Silvanus Hortensius Titianus Plautus
- Euphemius Victricius Longinus Romanus
-- Gallus Apollonarius Ursus
--- Megellus Bradua
---- Corvus

 

Eagle Eyes #12: Von Prätoren und Liktoren, den Vorgängern der Polizei

Die Geschichten von Eagle Eyes – In den Schatten Roms drehen sich meistens um Verbrechen und die Rechtsprechung wird in ihren Grundzügen in der Spielwelt bereits abgedeckt. Doch stellt sich vielleicht dem einen oder anderen die Frage, was denn nun eigentlich passiert, wenn ein Verbrechen geschehen ist? Was, wenn z. B. ein Mord entdeckt wurde? Erscheint dann CSI: Rom und macht die Täter nach mehreren Filmmontagen dingfest?

 

Es ist eher anders herum. Hier heißt es: Wo kein Kläger, Angeklagter und viele Zeugen, da kein Richter. Wollte man die Obrigkeit zum Handeln bewegen, musste entweder der Täter vor Gericht gebracht werden und mit möglichst vielen Zeugen und handfesten Argumenten angeklagt werden oder einer der oberen Magistrate, allen voran ein Prätor, musste von der Dringlichkeit zu handeln überzeugt werden.

 

Der Prätor

Wenn wir über Recht und Gesetz im antiken Rom sprechen, darf der Stand der Prätoren nicht fehlen. Hierbei konzentrieren wir uns rein auf die Prätoren, die in der Stadt Rom eingesetzt wurden. Deren Zahl war zu der Zeit, in der Eagle Eyes – In den Schatten Roms in etwa spielt, auf acht angestiegen. Sie wurden vom Volk für ein Jahr gewählt und waren für die Gerichtsbarkeit in der Stadt zuständig. Ihnen oblag es, eine vorläufige Untersuchung der Rechtslage durchzuführen. Danach waren ihre Geschworenenrichter dafür zuständig, die Sachlage weiter zu prüfen und alles vorzubereiten. Am Ende kam es dann zur Verhandlung und zum Richterspruch des Prätors.

 

Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass es zwei verschiedene Arten von Prätoren gab. Es gab den praetor urbanus (zuständig für die Rechtsstreitigkeiten unter römischen Bürgern) und den praetor peregrinus (zuständig für die Rechtsstreitigkeiten zwischen römischen Bürgern und Nichtbürgern).

 

Neben einigen anderen Amtsdienern standen dem Prätor, aber auch allen anderen höheren Magistraten, die Liktoren zur Seite, die ihren weltlichen Arm darstellten.

 

Liktoren

Liktoren waren ursprünglich die Leibwache der Könige. Zur Zeit der Republik wurden daraus dann Amtsdiener, die höheren Staatsbeamten wie Magistraten oder Konsuln sowohl als Zeichen ihres Standes sowie als ausführendes Organ ihrer Befehlsgewalt dienten.

 

Liktoren als Standeszeichen

In der ersten Funktion begleiteten sie ihren Dienstherren auf Schritt und Tritt, sobald er sein Haus verließ. Sie schritten ihm voraus, um Platz zu schaffen und ihn anzukündigen. Bei einer Rede oder Ansprache standen sie zu seinen beiden Seiten. Zwar konnten sie eingreifen, wenn es zu Unruhen oder dergleichen kam, tatsächliche Leibwächterfunktion hatten sie aber in dem Sinne nicht.

Das zeigt sich allein schon daran, dass sie im Gänsemarsch ihrem Dienstherrn vorausmarschierten und dieser ihnen ungeschützt als Letzter folgte. Stattdessen kündete ihre Anzahl vom Rang des Magistrats. So schritten einem Konsul zwölf an der Zahl voraus und einen Prätor begleiteten in Rom zwei Liktoren.

 

Liktoren als Ausführungsgehilfen

Liktoren wurden aber auch ausgeschickt, um Leute vorzuladen, festzunehmen, zu bestrafen oder sogar hinzurichten. Letzteres galt aber nur, wenn sich der Magistrat samt Liktoren außerhalb Roms befand. In der Stadt wurde diese Aufgabe von einem Henker (carnifex) ausgeführt.

 

Kleidung und Amtssymbol der Liktoren

Das Zeichen ihrer Macht war das Fascis, ein von einem roten Band zusammengehaltenes Rutenbündel, in dem ein Beil steckte. Es hatte aber nicht nur einen symbolischen Charakter, sondern wurde zudem direkt zur Strafausübung verwendet.

 

Das Fascis wurde in der linken Hand und auf der linken Schulter ruhend getragen. In der rechten hielten die Liktoren einen Holzstab, mit dem sie unter anderem die Leute zur Seite schoben, um Platz für ihren Herrn zu machen.

 

Zudem trugen die Liktoren in Rom eine violette Toga, außerhalb einen roten Kriegsmantel und an Trauertagen Schwarz.

 

Ein Blick in die Zukunft

An dieser Stelle soll es nur um das Ende der römischen Republik gehen. In der Kaiserzeit hatte sich im Bereich der Rechtsprechung noch einiges getan. Die Liktoren wurden durch die Prätorianer ersetzt, die danach noch einige Male in politischer Hinsicht von sich reden machten.

 

Daneben gab es die vigiles, die in der Kaiserzeit zu Beginn Feuerwehrleute waren, aber ebenso wie die zur selben Zeit eingesetzten cohortes urbanae, in Rom stationierte Einheiten der römischen Armee, immer mehr polizeiliche Aufgaben übernahmen.

 

Wer in dieser Zeit spielen möchte, findet hier einiges Interessantes, um den Spielern Möglichkeiten an die Hand zu geben oder Steine in den Weg zu legen.

 

Ideen zum Einsatz von Prätoren und Liktoren

Die Spielercharaktere werden nicht selten zu Mitteln greifen, die auf die eine oder andere Weise illegal sind. Zum einen soll der Artikel zeigen, dass eine übervorsichtige Herangehensweise weder zum Setting noch zu der damaligen Zeit passt. Rom war schon damals eine riesige Stadt, in der man leicht zu einem Gesicht unter vielen wurde. Es gab keine Phantombildzeichner, DNA-Analysen oder Fallanalytiker. Zwar sollten größere Aktionen schon geplant werden, jedoch steht am Ende das Handeln im Vordergrund. Das Wichtigste ist es, sich nicht auf frischer Tat ertappen zu lassen.

Auf der anderen Seite soll es aber auch zeigen, dass die Taten der Adler trotz allem nicht im luftleeren Raum für sich alleine stehen. Vor allem wenn es um angesehene Bürger und Patrizier geht, besitzt ein Prätor genug Hebel, die er in Bewegung setzen kann, um den Spielern das Leben schwer zu machen. Können sich die Adler tief genug in die Schatten zurückziehen, wenn die Stiefel der Liktoren zu hören sind?

Oder aber die Adler sind auf einen Magistrat angesetzt, dessen Heim einer Festung gleicht. Außerhalb wird er aber selbst im Badehaus von seinen Liktoren begleitet. Wie kommen sie an ihn heran?

 

Vielleicht nutzen die Spieler auch die Macht, die ein daherschreitender Magistrat besitzt. Ein gewagtes Spiel, aber der Patrizier der Gruppe sollte genug Präsenz verströmen können, um mit der richtigen Gewandung als Magistrat durchzugehen. Der Legionär schreitet als lictor primus direkt vor ihm her und ihnen voran marschiert ein weiterer Adler ebenfalls mit Fascis und Holzstab in Händen. Oder sie tun dies mit dem Wissen des Magistrats, den sie auf diese Weise vertreten, um dem Attentäter auf die Spur zu kommen, der schon mehrmals Anschläge auf ihn ausgeführt hat.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Details wie diesem die Abenteuer noch stärker mit dem Flair des antiken Roms zu versehen. Wir hoffen, wir konnten euch hierzu Ideen an die Hand geben.

Eagle Eyes #10: Noch mehr zu den römischen Ständen

Beim letzten Mal hatten wir bereits die Patrizier und die Legionäre aus Eagle Eyes – In den Schatten Roms vertieft. Heute geht es weiter mit den Plebejern, Ausländern und Sklaven.

 

Plebejer

Dieser Stand besaß zu Beginn deutlich weniger Rechte als die Patrizier, jedoch erkämpften sie sich immer mehr Rechte, indem sie z. B. mehrmals einen Secessio plebis (Ausmarsch des einfachen Volkes) durchführten. Dabei konnte es sich um eine Arbeitsniederlegung handeln, aber auch um Kriegsdienstverweigerung. So sollen beim ersten Secessio plebis die Plebejer die Stadt verlassen und sich auf dem Hügel Mons Sacer nördlich von Rom versammelt haben. Durch diesen Druck auf die Senatoren erhielten sie unter anderem das Recht, Volkstribune zu wählen.

 

Wer einen Plebejer spielt, hat eine breite Auswahl, aus der er schöpfen kann. Von den ärmsten bis zu extrem wohlhabende Plebejern, die sich dank der erstrittenen Rechte nun auch in immer höhere politische Positionen schwingen und auch zum Diktator gewählt werden konnten, war alles vertreten.

 

  • Hat er eine Familie?
  • Welchem Beruf geht der Charakter nach?
  • Ist er besonders reich/arm?
  • Was sind seine Ziele? Will er seinen eigenen Stand stärken oder strebt er an, Patrizier zu werden?
  • Engagiert er sich in der Politik?

 

Ausländer

Über diesen Punkt ließe sich noch viel mehr als zu jedem anderen hier schreiben, da er nicht nur einen eingegrenzten Bereich eines Volks (der Römer) sondern dutzende umfasst. Darum bleiben einige Fragen oberflächlicher und, sofern gewünscht, muss eigene Recherchearbeit erfolgen, um diese weiter zu vertiefen. Wir hoffen aber, dass wir einen guten Ansatz bieten können ,und vielleicht reicht es dem Spieler/der Spielgruppe auch aus, eine grobe Vorstellung vom ethnischen Hintergrund des Charakters zu haben, und der Rest ergibt sich aus dem Spiel.

 

Ursprung des Charakters:

  • Stammt er aus einer römischen Provinz?
    • Provinz Gallia cisalpina (das heutige Norditalien sowie die heutige kroatische Halbinsel Istrien)
    • Provinzen Hispania citerior oder Hispania ulterior (die Iberische Halbinsel)
    • Provinz Macedonia (umschloss am Ende ganz Griechenland)
    • die Provinz Africa (das heutige Tunesien und Teile von Algerien und Libyen)
    • die Provinz Asia (der Westen Kleinasiens in der heutigen Türkei)

 

Am Ende der römischen Republik umfasste das Römische Reich 18 Provinzen. Eine Liste der römischen Provinzen findet ihr auf Wikipedia, wobei hier darauf geachtet werden muss, wann sie eingerichtet wurden.

 

  • Stammt der Charakter aus einem Land, dass (noch) nicht zum großen römischen Reich gehört?
  • Welcher Volksgruppe entstammt der Charakter? Ist er ein Kelte, Ägypter, Grieche, Iberer, Illyrer …?

 

Wenn er aus einer Provinz stammt:

  • Hat die Herrschaftsübernahme durch Rom sein Leben verbessert oder verschlechtert?
  • Welchen Stand nahm er in seinem Volk ein?
  • Was hat er durch die Römer gewonnen?
  • Was hat er durch sie verloren?
  • Welche Erfahrung hat er mit den Römern in seiner Heimat gemacht?

 

Die frühere Oberschicht der eroberten Gebiete verloren zwar ihre Privilegien, konnte aber meist recht leicht das römische Bürgerrecht erhalten. Außerdem erhöhte sich meist die Lebensqualität der restlichen Bevölkerung unter der römischen Herrschaft, weshalb es nur selten zu Aufständen kam. Jedoch konnte es vorkommen, dass sich so mancher römische Statthalter auf Kosten der Provinz seine Taschen füllte. Auch war es möglich, dass Städte oder Gebiete eingenommen und die Bewohner versklavt wurden. So erging es z. B. Karthago, dass danach sogar komplett geschliffen wurde.

 

Da Eagle Eyes – In den Schatten Roms hauptsächlich in der Stadt Rom selbst angesiedelt ist, stellen sich auch folgende Fragen:

 

  • Wie ist sein Verhältnis zu Rom?
  • Wie ist sein Verhältnis zu seiner Heimat und zu seinem Volk?
  • Was hat den Charakter ursprünglich in die Stadt geführt?
  • Welchen Beruf übt er aus? (Händler, Reisender oder Handwerker, der besondere Arbeiten verrichtet, …)
  • Versucht er sich anzupassen und ein „Römer“ zu sein?
  • Wie stark lebt er seine alten Traditionen und betet zu seinen Göttern?
  • Hat er Kontakt zu anderen Ausländern in der Stadt?

 

Sklave

Rom war voller Sklaven. Es gab Zeiten, da war jeder dritte Bewohner Roms ein Sklave. Für Varo waren sie instrumenti genus vocale, also sprechendes Werkzeug, dass vor dem Tempel des Castor und Pollux verkauft wurde. Neben den schon angesprochenen Tätigkeiten in der Abenteuerwelt schufteten viele Sklaven außerdem in Steinbrüchen, Minen oder beim Straßenbau. Ein Sklave kostete zwischen 200 und 1000 Denare, was im unteren Preisbereich etwa einem Rind oder Schwert entsprach.

 

Spieler, die in Eagle Eyes – In den Schatten Roms einen Sklaven spielen möchten, sollten sich ähnlich wie Legionäre Gedanken dazu machen, wie sie Teil der Spielergruppe sein können. Dazu gehört, den eigenen Dienstherrn zu bestimmen und sich die Frage zu stellen, wie man unter diesen doch stark eingebundenen Verhältnissen dem Auftrag als Adler nachgehen kann.

 

  • Gehört der Charakter einer Privatperson oder dem Staat?
  • Untersteht er einer Person, die der Sinistram nahesteht, und genießt er deswegen ungewohnt viele Freiheiten, um seine Aufträge ausführen zu können?
  • Weiß sein Dienstherr nichts von seinem zweiten Leben und darf auch nichts erfahren?
  • Müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden, bevor ein längerer Auftrag in Angriff genommen werden kann?
  • Wurde der Adler eben genau wegen seiner Anstellung auserwählt und wurde ihm, nach erfolgreichem Abschluss dieser Mission, eine andere Stellung in Aussicht gestellt?
  • Haben die Sinistram vielleicht sogar bereits einen Teil einer Petitio Videtur erfüllt und der Sklavenstand ist nur noch Schein?

 

Was ist der Hintergrund des Sklaven:

  • Ist er ein Kriegsgefangener?
  • Woher stammt er ursprünglich?
  • Ist er, wie die ersten Sklaven, ein Schuldner, der seinem Gläubiger zugesprochen wurde und nun die Schuld abarbeiten muss?
  • Ist er ein anderweitig verurteilter Verbrecher?
  • Wurde er als Kind von Sklaven in die Sklaverei geboren?

Nicht nur für den Dienstherrn ist es interessant, was die Befähigungen des Charakters sind:

  • Was sind seine Talente und Aufgaben?
  • Ist er rein für schwere körperliche Arbeiten wie Straßenbau oder Arbeiten im Steinbruch und der Mine vorgesehen?
  • Ist er ein Gelehrter, der als Lehrer oder Arzt arbeitet?
  • Ist er ein Gladiator, der zur Belustigung der Massen kämpft?

 

Für einen Sklaven könnte es zudem interessant sein, auch den Dienstherren etwas stärker auszugestalten, da er mit diesem wahrscheinlich oft zu tun haben wird und dieser eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt:

 

  • Wer ist sein Dienstherr?
  • Aus welchem Stand stammt er?
  • Was ist sein Beruf?
  • Welchen Einfluss besitzt er?
  • Wie viele Sklaven besitzt er?
  • Wie behandelt er sie?
  • Wie ist das Verhältnis zum Dienstherrn?

 

Die letzte Frage kann, entgegen der Erwartung, auch positiv ausfallen. Es konnten Freundschaften zwischen dem Sklaven und seinem Herrn entstehen, und so mancher Sklave war diesem unerschütterlich treu oder sogar stolz, zu einer bestimmten Familie zu gehören. Waren nur sehr wenige Sklaven im Haushalt angestellt, dann konnte es auch sein, dass sie zu einem Teil dieser Familie wurden.

 

Wir hoffen, dass wir euch auf diese Weise bei der Charaktererschaffung ein wenig unter die Arme greifen und euch neugierig für all das machen konnten, was allein in den Ständen von Eagle Eyes – In den Schatten Roms stecken kann. In den folgenden Blogbeiträgen wollen wir darüber hinaus auf weitere Fakten und Besonderheiten Roms eingehen, die aber wahrscheinlich mehr die SL interessieren könnten. Bleibt dran.

Eagle Eyes #8 – Mehr zu den römischen Ständen

Eagle Eyes – In den Schatten Roms bietet bereits einige Informationen zu den verschiedenen Schichten, die das römische Alltagsbild prägen. In diesem Artikel stellen wir weitere Informationen zu den Ständen zur Verfügung und bieten Fragen, mit denen ihr den Hintergrund eurer Charaktere ausbauen könnt. Sie sollen aber nicht als eine Liste verstanden werden, die ihr abarbeiten sollt. Vielmehr sollen sie als Ideengeber und -ansatz dienen. Vergesst nicht, dass ihr wahrscheinlich die meiste Zeit in Rom spielen werdet. Ihr wohnt und lebt hier vielleicht schon seit eurer Geburt, habt Freunde und vielleicht auch Feinde, eine Familie und einen Beruf und Fate bietet euch die Möglichkeit, Rom zu eurer Stadt zu machen.

 

Um euch darauf einzustimmen, lest euch die Fragen durch, beantwortet diejenigen, die euch interessieren und denkt euch selber welche aus. Macht aus den Antworten Aspekte, Stunts und Charakterhintergründe. In einem späteren Artikel bieten wir noch Quellenmaterial, das ihr ruhig zur Hand nehmen solltet, oder stöbert durch Wikipedia oder andere Seiten, die sich mit dem antiken Rom beschäftigten. Aber Vorsicht, der Autor dieser Zeilen spricht aus eigener Erfahrung, wenn er schreibt, dass man sich sehr schnell in den interessanten Fakten und Geschichten verliert.

 

Nehmt alles mit, was ihr kriegen könnt, und reizt die Spielmechaniken von Fate aus, um die tollsten Sachen ins Spiel einzuführen und für alle am Spieltisch erlebbar zu machen.

 

Wir beginnen mit dem Patrizier und dem Legionär. Um das Ganze etwas übersichtlicher zu gestalten, folgt bald der zweite Artikel mit Plebejern, Ausländern und Sklaven.

 

Patrizier

Die alten Patrizierfamilien nahmen für sich in Anspruch, von den Gründern Roms abzustammen oder zumindest von denen, die sich kurz danach angesiedelt hatten. Zur Zeit von Eagle Eyes – In den Schatten Roms starben diese großen Familien immer weiter aus. Dies lag daran, dass ihre Schicht immer weniger Nachkommen hervorbrachte. Zudem wog jeder durch Kriege und Ächtung verursachte Tote doppelt schwer. Eine Hauptschuld daran trug die um sich greifende Unfruchtbarkeit in diesem Stand. Waren es zu Beginn der Republik noch 50 bis 60 Patriziergeschlechter, schrumpfte ihre Zahl bis zum Ende der Republik auf etwa ein Dutzend. Aus diesem Grund suchte man nach Möglichkeiten, alte Familien zu stärken oder frisches Blut in diesen Stand einzuführen, und die einst so unüberbrückbaren Grenzen wurden zusehends aufgeweicht.

Wie ist der familiäre Stand:

  • Welcher Tätigkeit geht der Charakter offiziell nach?
  • Stammt er aus einer der wenigen, noch blühenden Patrizierfamilien oder stirbt sein Familienzweig aus?
  • Hat seine Petitio Videtur vielleicht mit der Aufrechterhaltung des alten Glanzes zu tun, mit dem der Charakter dieses Schicksal verhindern möchte?
  • Ist seine Familie alteingesessen oder wurde er erst kürzlich in den Patrizierstand erhoben?
  • Wie ist das Ansehen seiner Familie in der Gesellschaft?

 

Natürlich spielt auch die Politik eine wichtige Rolle:

  • Ist der Charakter politisch aktiv?
  • Hat er Verbindungen zum Senat?

 

Die aussterbenden Patrizierfamilien bieten zudem Material für spannende Geschichten:

  • Was passiert mit den Vermögenswerten und Machtbefugnissen, wenn endlich auch der letzte einer der großen Familien das Zeitliche segnet?
  • Wenn die Götter das Flehen erhört haben und der lang ersehnte Erbe doch noch geboren wurde, trägt dieser dann tatsächlich das Blut der Familie in sich? Warum hat man die Haussklavin schon lange nicht mehr gesehen?
  • Zu was sind Patrizier fähig, wenn es um ihre Familie und allem voran um ihr Vermächtnis geht?

 

Legionär

Vorweg soll noch kurz erwähnt werden, dass sich die Legion selbst über die Zeit der römischen Republik stark verändert hat. An dieser Stelle soll der Stand betrachtet werden, den sie zum Ende der Republik besaß.

 

Es war nicht so einfach, Legionär zu werden. Ein Anwärter musste körperlich gesund, kräftig und schlank sein und zudem lesen und schreiben können. Früher war zudem auch noch das eigene Vermögen wichtig (der Soldat musste für seine Ausrüstung selbst aufkommen und danach richtete sich auch, in welchem Bereich er eingesetzt wurde). Da aber dringend neue Legionäre benötigt wurden, kam es zu einer umfangreichen Heeresreform. Eine wichtige Änderung war, dass nun der Staat für die Ausrüstung aufkam. Außerdem erhielten die Soldaten nach ihrem Ausscheiden ein Stück Land als Altersversorgung.
Die Soldaten trugen immer ihren Cingulum militare (Kriegsgürtel). Damit zeigten sie ihre Zugehörigkeit zum Militär, selbst wenn sie unbewaffnet und nur in alltäglicher Kleidung unterwegs waren. Dieser war entweder ein mit Bronzeplättchen verzierter Hüftgürtel oder später zwei sich kreuzende und um die Hüfte gebundene Lederriemen. Er soll hier besonders erwähnt werden, denn der Verlust dieses Gürtels stellte für den betreffenden Soldaten einen enormen Ehrverlust dar und nicht selten gingen Soldaten auch mal mit Gewalt bei ihrer Suche nach dem Gürtel vor. Hatte ein Soldat sich etwas zu Schulden kommen lassen, wurde der Gürtel so lange konfisziert, bis er wieder rehabilitiert war. Bei einer unehrenhaften Entlassung wurde der Gürtel dauerhaft einbehalten.

 

Zudem zählten zur Bewaffnung der Legionäre ein Dolch (pugio) und ein kurzes Schwert (gladium) für den Nahkampf sowie ein Wurfspeer (pilum).

 

Bei einem Legionär als Charakter stellt sich zudem die Frage, wie er Teil der Spielergruppe sein kann. Die meisten noch im Dienst befindlichen Legionäre waren weit von Rom entfernt eingesetzt.

 

Warum befindet er sich in Rom:

  • Ist er in Rom eingesetzt?
  • Hat er gerade Heimaturlaub?
  • Hat er seinen langjährigen Dienst bereits abgeschlossen?
  • Befindet er sich noch in der Ausbildung?
  • Ist er aus einem anderen Grund in Rom?

 

Auch könnte interessant sein, welchen Rang der Charakter bekleidet(e):

  • Probatus (Rekrut)
  • Miles Gregarius oder Miles Legionarius (einfacher Soldat)
  • Immunis (erlangt durch besondere Fähigkeiten oder besonderen Einsatz, befreit von normalen Arbeiten)
  • Sesquiplicarius (anderthalber Soldempfänger)
  • Duplicarius (doppelter Soldempfänger)

 

Zudem sind noch folgende Principales (Offiziere) und Aufgaben möglich:

  • Cornix (Signalbläser)
  • Tesserarius (Wachhabender)
  • Optio (Stellvertreter des Centurio)
  • Signifer (Zeichenträger)
  • Centurio (abhängig je nach Rang innerhalb der Centuriones-Riege Hauptfeldwebel bis Oberst)

 

Bei älteren Soldaten:

  • Wo hat ihn sein Dienst überall hin verschlagen und was hat er bereits von der Welt gesehen?
  • Welche Einsichten hat er dadurch gewonnen?
  • Gab es besondere Erlebnisse?
  • Wie gut hat er seine kriegerische Seite selbst in Stresssituationen unter Kontrolle?
  • Hat er noch Kontakt zu seinen Kameraden und/oder seiner Einheit?
  • Wie ist sein Verhältnis zu diesen/dieser?

 

Die Loyalität der Legionäre war ihren Heerführern gegenüber oft deutlich stärker ausgeprägt als dem Staat gegenüber. Auch entstanden sehr starke Bande zwischen den Soldaten, die tagtäglich Seite an Seite dienten, arbeiteten, trainierten und kämpften.

 

  • Wie steht es mit seiner Loyalität gegenüber seinen Kameraden?
  • Was wäre, wenn er sich gegen seinen eigenen Heeresführer stellen müsste?
  • Was, wenn er gegen seine eigenen Kameraden handeln müsste?
  • Was, wenn durch einen einzigen Auftrag aus Kampfgefährten plötzlich Feinde des Staates würden?

 

Damit endet die erste Hälfte. Beim nächsten Mal geht es dann um die Plebejer, Ausländer und Sklaven.