Jerachels Schar: Manuel, ein Raphaelit
Nachdem wir viel über Probleme, Lösungen und das geschrieben haben, was wir so tun, wollen wir auch etwas der neuen Inhalte vorzeigen. In den neuen Büchern werdet ihr immer wieder auf die Engel von Jerachels Schar treffen, die anhand von Beispielen Mechaniken, Ideen oder Konzepte erklären. Hier also ein erster Eindruck zu dem, was euch erwartet:
Raphaeliten – Die heilenden Hände des Herrn
Engel sind Krieger, und die einfühlsamen Raphaeliten sind für die Wunden zuständig, die der Krieg hinterlässt. Sie versorgen nicht nur die gebrochenen Körper von Scharmitgliedern und Menschen, oftmals aus der zweiten Reihe, sondern auch ihre Seelen. Im Inneren ist der Orden allerdings gespalten: Während die traditionellen Curer ihre Kräfte nutzen, um andere mit einer Berührung zu heilen oder ihren Geist zu beruhigen, haben die Prüfer dieselben Fähigkeiten „umgekehrt“, um sie zur Waffe zu machen. Alle Raphaeliten jedoch beherrschen Kräfte, um mithilfe genauester Untersuchungen die verschiedensten Situationen zu durchstehen.
Der Himmel der Raphaeliten liegt in Gratianopel, in der Höhe der Alpen. Ihr Äußeres erinnert an eine Lichtgestalt, mit weißen Gewändern und hellen Haaren in einem Dutt, die im krassen Gegensatz zu ihren dunklen Fingerkuppen stehen. Einige Raphaeliten verzichten ganz auf Waffen. Ihre Farben sind hoffnungsvoll, Weiß und Silber.
Manuel, ein Raphaelit
Manuel kommt einfach nicht zur Ruhe. Seit der stoische Raphaelit zum ersten Mal die Augen aufschlug, fällt es ihm schwer, sich der hektischen Betriebsamkeit der stofflichen Welt zu entziehen. Seine Geschwister betten bei der Meditation ihren Geist in wohltuender Leere, doch Manuels Gedanken kreisen unaufhaltsam, sodass er nur selten Erholung findet. Diesem Umstand versucht Manuel, der sich in seinem Orden besonders der Tradition der Menser verbunden fühlt
Menser legen einen besonderen Wert auf geistige Gesundheit und medizinische Mittel.
, durch selbstentwickelte Arzneien wieder auszugleichen: Experimentelle Aufputschmittel finden immer wieder den Weg in seine Blutbahn. Trotzdem treibt die schiere Erschöpfung Manuel ab und zu in einen kurzen, traumlosen Schlaf, aus dem er nur schwer zu wecken ist. Dass er jedes Medikament erst in kleinen Dosen an sich selbst testet, bevor er es einem Patienten verabreicht, versteht sich für den Diener des Heilenden Erzengels von selbst. Die eher lästigen als gefährlichen Nebenwirkungen seiner Präparate begreift er als Teil der Bußriten, die viele Raphaeliten durchführen, um ihr allzu beherztes Eingreifen in die Schöpfung vor Gott zu rechtfertigen.
Manuels Persönlichkeit ist von höflicher Zurückhaltung geprägt, doch wer ihn bei der Ausübung seiner Pflicht behindert, sollte nicht mit seinem Verständnis rechnen. Selbst Jerachel weiß, wann es besser ist, die Heilende Hand kommentarlos ihr Werk tun zu lassen. Mit seiner hageren Gestalt und seinem dünnen, gräulichen Haar, das er in einem strengen Dutt trägt, wirkt der elfjährige Manuel auf den ersten Blick wenig gefährlich. Der Eindruck ändert sich aber, wenn man den ledernen Gürtel in Auge nimmt, der seine etwas zu groß wirkenden Roben zusammenhält. Neben Beutelchen mit Pulvern, Pillen und Kräutern ziert ein langes Messer seine Hüfte. Schon in seinem Himmel begann Manuel mit der Prüfer-Bewegung zu sympathisieren, doch tritt er weitaus gemäßigter auf als die meisten anderen Engel dieser Denkschule. Mit seiner Waffe weiß er jedenfalls nur leidlich umzugehen. Insgeheim bewundert er Ambriel für ihr Kampfgeschick und beobachtet sie beim Training stets ganz genau.
Jerachels Schar
Etwas später erschlägt Ambriel den letzten verbliebenen Gegner, mit deutlich mehr Gegenwehr, als sie erwartet hat. Tatsächlich läuft dunkles Blut über ihren Oberschenkel, und Manuel, der Raphaelit der Schar, macht sich sogleich ungefragt daran, die verantwortliche Schusswunde zu beäugen. Er erkundigt sich bei der Spielleitung:
„Kann ich meine Heilende Hand nutzen, um die Wunde zu behandeln?“
Die Spielleitung nickt („Natürlich!“), und obwohl Ambriel ein wenig überrumpelt von der Hand auf ihrem Bein ist, überzeugt sie der stechende Schmerz. Manuels Spieler nimmt die Würfel und erreicht ein gutes Ergebnis. Man kann förmlich zusehen, wie sich die Muskeln der Gabrielitin wieder verschließen. Schließlich ergänzt er:
„Okay, und weil das Ganze so gut geklappt hat, nutze ich die Gelegenheit, um Ambriel eine Predigt über den Selbsterhaltungstrieb zu halten. Das nächste Mal benutze ich vielleicht keine Engelskraft, sondern probiere irgendeine experimentelle Tinktur an ihrer Wunde aus!“