Aspekte: Story oder Situation?
Neben dem bisher Gesagten gilt: Meist kann man Aspekte danach einteilen, ob sie eher story– oder situationsbezogen sind. Es ist klug, von beiden Typen Aspekte zu haben.
Story-Aspekte sind eine Quelle für Verwicklungen der Spielerfigur mit der Spielwelt, indem sie ein Element der Welt mit der Figur verknüpfen. Personen- und Requisiten-Aspekte sind fast immer story-unterstützende Aspekte. Phrasen-Aspekte können Story-Aspekte sein, dann aber meist, weil sie einen Personen- oder Requisitenbezug in der Phrase haben. Man kann einen Story-Aspekt daran erkennen, dass der Aspekt – unabhängig von der Figur – etwas ist, mitdem die anderen Figuren interagieren verändern oder beeinflussen können. Fremdartige Kulte, verlorene Artefakte, Feinde, versteckte Schlupfwinkel, fremde Länder, Verwandte etc passen in diese Kategorie.
Situations -Aspekte beeinflussen eher die Art der Situationen, in denen sich die Spielerfigur häufig wieder finden wird, als die Gründe bzw. Ursprünge aus denen diese Situationen entstanden sind. Redewendungen und Ausdrücke gehören meist hier her und sind verlangen von der Spielleitung, einen bestimmten Spielstil zu unterstützen und bestimmte Situationen in einem Abenteuer „aufzufahren“. Aspekte wie „Auf den letzten Drücker“, „Stur wie ein Maultier“ oder „letzter Überlebender“ verlangen allesamt nach Action-geladenen Szenen – offenbar etwas, was der Spieler dieser Figur regelmäßig erleben möchte – sagen aber wenig über den Zusammenhang aus, in dem diese Szenen stehen.
Wir schreiben hier so ausführlich zu dem Unterschied, da man schnell in die Falle tappen kann und eine Spielerfigur ausschließlich mit Situations-Aspekten ausstattet. Auf den ersten Blick sind situationsunterstützende Aspekte vielleicht reizvoller, zumal sie in einer Vielzahl von Szenen aufgerufen werden können. Deshalb sollte man definitiv den einen oder anderen Situations-Aspekt im Repertoire haben.
Doch wenn alle Aspekte Situationen unterstützen, kann es für die Spielleitung schwer werden, die Figur sinnvoll und interessant in seine Spielwelt einzubinden. Darum sollte Deine Spielerfigur immer auch einige Story-Aspekte besitzen. Grundsätzlich bieten diese Aspekte der Spielleitung die Möglichkeit, interessante und auf die Spielerfigur zugeschnittene Geschichten zu entwickeln. Das ist natürlich in deinem Sinne, denn du sitzt am Tisch um zu spielen. Aber das ist nicht alles. Story-Aspekte machen die Spielwelt interessanter, du baust an der Spielwelt mit. Du hast Anteil und Interesse an dem Großen ganzen. Die Spielleitung wird Dir dafür dankbar sein – und diese Dankbarkeit verwandelt sich in ein befriedigenderes Spielerlebnis.
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Übersetzung ins Deutsche von Abschnitt 3.1.3 des System Reference Documents des FATE Rollenspiels „Spirit of the Century“. Wenn die Übersetzung von Kapitel 3 vollendet ist, wird der gesamte Text im Bereich Downloads zur Verfügung stehen.
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