Fate Folio für iOS – eine Rezension
Fate Folio ist eine App für iOS – iPhone, iPod Touch und iPad – von SPQR Soft. Ich habe die App mit einem iPad 3 und iOS 7 getestet. Im App Store von Apple kostet die App derzeit 2,69 €.
Die App bietet zwei wesentliche Funktionen: Ein ausfüllbares Charakterblatt für Fate Core und FAE und einen einfachen Würfel-Simulator für 4 Fudge-Würfel. Charaktere können gespeichert und geladen werden. Außerdem lassen sich die gespeicherten Charaktere mit Dropbox synchronisieren, wenn die Dropbox-App installiert ist. Ob das tatsächlich funktioniert, konnte ich nicht ausprobieren, weil mir nur ein iOS-Gerät zur Verfügung steht.
Eine Bedienungsanleitung oder ein Tutorial sucht man vergeblich. Das ist etwas nervig, weil manche Funktionen unter nicht unbedingt intuitiv zu findenden Menüpunkten zu finden sind. Stress und Konsequenzen editiert man beispielsweise unter „Options“, ebenso wie die Dropbox-Synchronisation. Weil es nicht allzu viele Funktionen gibt, hat man alle Funktionen der App trotzdem nach kurzer Zeit verinnerlicht. Außerdem ist ein Beispiel-Charakter vorhanden, der illustriert, wie ein fertig ausgefülltes Charakterblatt aussehen soll.
Das Charakterblatt ist klassisch unterteilt wie das offizielle CharSheet von Fate Core und funktioniert hochkant oder quer, je nach Ausrichtung des iPads. Die Details von Stunts und Extras lassen sich durch Antippen aufrufen. Das sieht dann so aus:
Die Fatepunkte, Stresskästchen und die Konsequenzen lassen sich direkt durch Antippen abstreichen bzw. ausfüllen. Alle anderen Werte müssen durch Wahl der Option „Edit“ geändert werden. Damit sind sie vor versehentlichen Änderungen während der Spielsitzung geschützt.
Unter der Rubrik „Stories“ kann man High Concept, Trouble und die drei Phasen der Charaktererschaffung mit zugehörigen Geschichten und Aspekten festlegen. Die Aspekte werden automatisch in das Charakterblatt übernommen. Das ist komfortabel und funktioniert gut. So sieht das aus:
Man kann auch noch zusätzliche Aspekte (z.B. Situations-Aspekte) festlegen, die dann aber nicht mehr in das Aspekte-Fenster passen, sodass man den Text durch Wischgesten nach oben oder unten schieben muss, um die verborgenen Aspekte lesen zu können. Ich würde gerne das für meine Runde unnötige Extras-Fenster ausschalten und das Aspekte-Fenster größer machen, aber das geht derzeit nicht. Aspekte mit viel Text werden zudem leider abgeschnitten, wenn der Text breiter ist, als das Fenster – eine Anzeige des vollen Texts durch Antippen wie bei den Stunts und Extras funktioniert bei den Aspekten nicht. Hier besteht Potential für Verbesserungen.
Die Skills aus Fate Core sind bereits vorprogrammiert und können einfach ausgewählt werden, man kann aber auch eigene Skills festlegen. Die Skills werden dabei automatisch nach Fertigkeitswerten sortiert. Fertigkeitswerte in Physique und Will führen automatisch zu einer Anpassung der Stresskästchen und Konsequenzen, wenn man diese Funktion nicht manuell (unter „Optionen“) ausschaltet. Das beste an dem Skills-Fenster: Man kann einen Skill antippen und dann gleich darauf würfeln – das ist wirklich praktisch:
Leider kann man dem Fate Folio keine eigene Skill-Liste beibringen, sodass man von Fate Core abweichende Skills immer einzeln manuell eingeben muss.
Unter „Optionen“ kann man die Stressbalken und Konsequenzen manuell anpassen und einen dritten Stressbalken festlegen. Physical Stress und Mental Stress lassen sich aber nicht ganz rauswerfen, falls man eine Variante von Fate Core ohne diese Arten von Stress spielt.
Extras lassen sich mit einer Beschreibung, Aspekten, Stunts, Fertigkeiten, Stresskästchen und Konsequenzen versehen. Damit lassen sich die Regeln zum Basteln von Extras gut abdecken.
Unter der Rubrik „Notes“ kann man schließlich frei Textnotizen zu dem Charakter eintragen. Das entsprechende Textfeld wird von oben eingeblendet, wenn man „Notes“ antippt, und ist ansonsten unsichtbar. Das ist gut so, da es so keinen Platz wegnimmt.
Das Charakterblatt zu FAE sieht ziemlich identisch aus, wie das für Fate Core, nur dass es standardmäßig nur einen einzigen Stressbalken gibt. Über dem Kästchen für die Approaches steht auch hier „Skills“, aber hier kann man die Approaches von FAE auswählen. Eigene Approaches lassen sich natürlich auch definieren.
Mein Fazit: Eine schlichte, aber gute App ohne schwere Fehler, aber mit Spielraum für ein paar Verbesserungen. Mit Fate Folio, einer Skizzen-App wie Paper oder Notability und den PDFs von Fate Core und FAE (oder Internet-Zugriff auf das neue Fate SRD) lässt sich Fate ganz ohne Würfel, Papier und Bleistifte spielen. Ob die Darstellung auf einem kleinen iPhone-Bildschirm auch so übersichtlich ist, wie auf dem iPad, kann ich nur schwer einschätzen (aber voraussichtlich im Oktober ausprobieren – ich werde dann berichten).
Ein kurzes Update: Auf dem iPhone funktioniert die App auch gut, die Charakterwerte verteilen sich aber über mehrere Bildschirme. Das Problem mit dem abgeschnittenen Text bei langen Aspekten wurde behoben – konstruktive Kritik (via G+) kommt bei SPQR Soft also an. Und es gibt jetzt die Buttons „Boost“ und „Aspect“, um Fertigkeitswürfe um +2 zu modifizieren.