Engel

Die Welt des 27. Jahrhunderts

Die Geschichte

Das Rollenspiel Engel spielt in Europa ‒ aber nicht dem Europa, wie wir es heute kennen. Einst füllten hohe Bauten aus Stahlbeton, Autobahnen und verwachsene Städte die Landschaft. Bewohnte Flächen waren überall, die Natur wurde gebändigt und zurückgetrieben. Als der Zorn des Herrn auf die Erde hernieder ging, sandte er eine Krankheit, die nur die Erwachsenen befiel und einem nach dem anderen das Leben aushauchte. Nur Kinder blieben von der Seuche verschont. Dennoch sollten bald weitere Plagen dieser Krankheit folgen:

Der Meeresspiegel stieg an und vertrieb die Menschen von den Küsten, sodass sie weiter ins Landesinnere ziehen mussten. Ganze Städte und Regionen wurden von den Wassermassen verschlungen, die Überlebenden rangen um unbewohnte Behausungen und Platz für ihresgleichen. Bald brachen Krieg und Hunger unter ihnen aus und ihre Zahl schrumpfte weiter. Nur 20 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung überlebte diese Fährnisse.

 

Doch noch immer sah der Herr die Sünden der Menschen nicht als ausreichend gesühnt an und sandte weitere Mahnmale: Die Fegefeuer. Diese riesigen Flammensäulen ziehen bis heute unaufhaltsam ihre Bahnen durch die Welt, zerfressen das Land und hinterlassen so das Brandland ‒ Korridore schwarzen Rauchs und verbrannter Erde, aus dem die schrecklichsten Gestalten entstehen, die ein Geist sich ausmalen kann: die Traumsaat, die Brut des Herrn der Fliegen, der sich in der Tiefe im Fieberwahn windet und abartige Gestalten aus den Albträumen der Menschen gebiert.

 

Bald war die Welt nicht mehr wiederzuerkennen. Domestiziertes Vieh floh in die Wildnis, die Temperatur stieg an und Regen begann unablässig vom Himmel zu prasseln. Die Vegetation veränderte sich und passte sich so an das von nun an vorherrschende tropische Klima des neues Europas an.

 

Die Geburt der Angelitischen Kirche

Gepeinigt von der Marter des Widersachers blieb den Menschen in dieser neuen Welt kaum mehr, als wie niederes Getier Schutz zu suchen. Doch ihre Furcht lehrte sie Einsicht und so taten sich Prediger zusammen, mutige Gestalten, die durch das Land zogen, um den Glauben an einen einzigen, allmächtigen Gott erneut zu verbreiten. Dies war die Geburtsstunde der Angelitischen Kirche, die fortan in ganz Europa Einzug hielt. Sie erreichte viele der ängstlichen Herzen der Menschen und als Gott diesen Wandel erkannte, sandte er seinen Kindern Hoffnung ‒ die Engel, die sie fortan vor der furchteinflößenden Traumsaat beschützen sollten.

Aus den Ruinen, die geblieben waren, wuchsen neue Städte heran. Dabei nutzten die Menschen viel von dem, was von vorsintflutlichen Gebäuden verblieben war und ergänzten es mit Holz und Lehm. Einige Städte rückten in der Zeit mehr ins Landesinnere, andere gerieten ganz in Vergessenheit. Nun begann eine neue Zeit, eine fromme Zeit, in der die Menschen sich ihren gottgegebenen Aufgaben zuwandten und ihr Tagwerk verrichteten, anstatt sich ihre demütigen Arbeiten mit technischen Errungenschaften zu vereinfachen. Die ketzerische Schrift, die nur dem Ziel dient, die Geister der Schwachen zu korrumpieren, wurde verboten und das Leben der Bauern, Fischer und Handwerker war fortan ein schlichtes.

 

Die Kirche als Herrin über alle Ländereien wacht seither über die Schäfchen und ihre Kirchendiener verwalten und gestalten Europa nach Gottes Fügung ‒ vom weiten Skandinavien bis zum winzigsten Dorf im iberischen Hinterland. Einst teilte sich diese Kirche noch in acht weitere Orden, von denen sieben eigene Ländereien verwalteten. Jeder dieser Landstriche trägt den Namen des Erzengels, der dem jeweils herrschenden Orden vorsteht, und wird eigenständig durch das Ordensoberhaupt verwaltet. Doch das Land ist ihnen vom Pontifex Maximus nur verliehen worden. Als Statthalter Gottes auf Erden herrscht er von Roma Æterna aus über die gesamte Welt. Und so wie der Pontifex Maximus das Land in Lehen teilt und an die Orden vergibt, so teilen die Äbte und die Äbtissinen der Orden die Ländereien ihrerseits auf und geben sie in die Obhut ihrer Vasallen. Das Ergebnis ist ein engmaschiges Netz von Abhängigkeiten, die an die Regierungsformen des Mittelalters erinnern – der Neofeudalismus. Allein, die strengen Hierarchien werden brüchig. Von ehemals sieben verbleiben nur noch fünf dieser Ordensländer, nachdem zwei Orden gefallen sind. Ein jedes hat eigene Sitten, Gebräuche und Regularien, die jeweils von der klerikalen Führung aufgestellt werden.

 

Die Diadochen

Doch nicht jeder Mensch hat sich nach den verheerenden Katastrophen, die Gottes Zorn über die Erde brachte, dem rechten Glauben angeschlossen. Einige Freidenker scharen Gefolge um sich und errichten sogar eigene Städte. Sie nennen sich selbst Diadochen oder Stadtfürsten und entsagen den Geboten der Erzengel. Mit kritischem Blick betrachtet die Kirche diese ketzerverseuchten Metropolen, in denen vorsintflutliche Technik im großen Stil eingesetzt wird. Doch die meisten dieser Schrottbarone, wie die Angeliten die Stadtfürsten abfällig rufen, stellten niemals eine ernsthafte Bedrohung für die Kirche und den Glauben dar – jüngst aber schloss sich ein Verbund, der sich Urbanis Liga nennt und die verstreuten Diadochenstädte unter einem Banner zu vereinen sucht, zusammen.

 

Die Neue Hanse

Es ist auch nicht so, dass jede kirchenfremde Organisation geahndet würde. Eine neue Handelsorganisation, die sich den Namen die Neue Hanse gab, konnte ein beachtliches Netzwerk über die Meere hinweg ausbauen. Und obgleich die Hanse mehr Freiheiten fordert, als die Kirche ihren Getreuen bietet, zahlen sie die geforderten Abgaben und beliefern auch die Orden regelmäßig mit begehrten Waren, sodass beide Seiten von diesem Bündnis profitieren können.

 

Die fremden Reiche

Ferner gibt es Ländereien, die von den Angeliten nicht besiedelt sind: Jenseits der Fegefeuer nach Asien oder Amerika hin ist das Land nicht erschlossen, da bisher niemand in der Lage war, sich durch die Brandlandkorridore zu bewegen. Auf den Britannischen Inseln hingegen hat die heidnische Sekte der Dru das Sagen, die einem obskuren Geisterglauben anhängt. Und Afrika im Süden wurde nur unzureichend erkundet, obschon alte Schriften verheißen, dass gerade dort das gelobte Land, der Garten Eden, zu finden sei…

Kurz: Es warten noch viele Länder darauf, von der Angelitischen Kirche erobert und besiedelt zu werden. Nur die Zeit wird zeigen, was diese fremden Orte zu bieten haben.

Die  bedeutsamen Geschehnisse in der Geschichte der Engel-Welt sind in einer Tabelle zusammengefasst und aufgelistet, die in dieser [Timeline] eingesehen werden kann.